Anzeige

Schmerzschrittmacher Im Vergleich zur konventionellen Therapie werden keine Opiate eingespart

Autor: Dr. Judith Lorenz

Über den Verlauf von zwei Jahren brachte die Neurostimulation im Vergleich zur konventionellen Therapie keine Ersparnis von Opiaten und anderen Medikamenten. (Agenturfoto) Über den Verlauf von zwei Jahren brachte die Neurostimulation im Vergleich zur konventionellen Therapie keine Ersparnis von Opiaten und anderen Medikamenten. (Agenturfoto) © javiindy – stock.adobe.com
Anzeige

Bei Patienten mit chronischen Bein- und Rückenschmerzen soll die Rückenmarkstimulation helfen. In einer Studie mit Studie mit über 1.000 Patienten konnte sie jedoch den Verbrauch von Opiaten im Vergleich zur konventionellen Therapie nicht reduzieren.

Für viele Menschen mit chronischen neuropathischen Schmerzen insbesondere im Rücken oder in den Beinen stellt die Implantation eines Rückenmarkstimulators mitunter die letzte Hoffnung auf ein weitgehend schmerzfreies Leben dar. Eine von US-amerikanischen Wissenschaftlern durchgeführte Studie kommt allerdings zu eher ernüchternden Ergebnissen, was den Behandlungserfolg des Verfahrens betrifft. 

Die Forscher um Prof. Dr. ­Sanket ­Dhruva von der University of Cali­fornia in San ­Francisco hatten die Daten von 1.260 Patienten analysiert, die aufgrund eines chronischen neuropathischen Schmerzsyndroms mit einem Schmerzschrittmacher versorgt worden waren. Die Vergleichsgruppe bildeten 6.300 gematchte Schmerzkranke, die mit Analgetika, Operation, Radiofrequenzablation oder anderen konventionellen Verfahren behandelt worden waren.

Über den Verlauf von zwei Jahren brachte die Neurostimulation im Vergleich zur konventionellen Therapie weder eine Ersparnis von Opiaten und anderen Medikamenten, noch ließen sich Injektions­behandlungen, Radio­frequenzabla­tionen oder Wirbelsäulenoperationen vermeiden.

39.000 Dollar Mehrkosten im ersten Jahr 

Das Nebenwirkungsrisiko des Verfahrens indes war hoch: Bei rund 18 % der Patienten kam es zur Implantatdislokation, zu Infekten, technischen Defekten oder anderen Komplikationen. Mehr als jeder Fünfte musste sich einem Revisionseingriff oder einer Implantatentfernung unterziehen. Im ersten Behandlungsjahr verursachte die Rückenmarkstimulation zudem Mehrkosten von 39.000 US-Dollar, im zweiten war sie ähnlich teuer wie die konventionelle Therapie.

Die Rückenmarkstimulation ist sicher kein Allheilmittel bei chronischen Schmerzen, unterstreichen Prof. Dr. ­Prasad ­Shirvalkar und Prof. Dr. ­Lawrence ­Poree, ebenfalls an der University of California in San Francisco tätig. Sie warnen allerdings davor, aus den Studienergebnissen auf einen Mangel an therapeutischer Effektivität des Verfahrens zu schließen. Erst eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse, die auch die funktionellen Behandlungsergebnisse der Methode und andere Parameter berücksichtige, könne diese Frage beantworten.

Quellen:
1.    Dhruva SS et al. JAMA Neurol 2022; doi: 10.1001/jamaneurol.2022.4166
2.    Shirvalkar P, Poree L. JAMA Neurol 2022; doi: 10.1001/jamaneurol.2022.3471