Melanoma in situe In-situ-Melanom: Wann eine Biopsie ausreicht
Eine weite Lokalexzision beim In-situ-Melanom könnte bei tumorfreien Rändern verzichtbar sein.
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Bei tumorfreien Schnitträndern könnte die weite Nachexzision beim In-situ-Melanom überflüssig sein. 401 Fälle zeigen überraschende Ergebnisse.
Wurde ein kutanes Melanoma in situ durch die initiale Biopsie in sano entfernt, kann auf eine zusätzliche weite Exzision verzichtet werden, ohne dass die onkologische Prognose leidet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe aus Griechenland basierend auf einer retrospektiven Betrachtung.
Gegenwärtig besteht die leitliniengerechte Therapie des kutanen Melanoma in situ in der weiten Lokalexzision, erläutern Dr. Clio Dessinioti, Dermatologin am Andreas Sygros Hospital in Athen und ihr Team. Und zwar unabhängig davon, ob bei der initialen Biopsie tumorfreie Schnittränder erreicht wurden oder nicht. Unentdeckt und unbehandelt nehmen In-situ-Melanome allerdings oft einen indolenten Verlauf und erhöhen das Mortalitätsrisiko nicht. Das chirurgische Eingreifen stellt also in vielen Fällen eine Übertherapie dar. Demnach wäre auch der Verzicht auf eine zweite Exzision aus prognostischer Sicht vertretbar – sofern bei der ersten Biopsie keine Tumorzellen am Schnittrand nachweisbar waren.
Das Analysekollektiv umfasste 401 Erwachsene, bei denen zwischen 1991 und 2023 im medianen Alter von 52 Jahren 403 In-situ-Melanome diagnostiziert worden waren. Lentigo-maligna-Melanome und akrolentiginöse Varianten gingen nicht in die Auswertung ein, da diese Subtypen ein erhöhtes Lokalrezidivrisiko bergen. Die Nachbeobachtungszeit betrug zwischen einem und 26 Jahren (median 5,2 Jahre).
Bei 372 In-situ-Melanomen hatte man lege artis nach der initialen Exzisionsbiopsie eine weite Lokalexzision durchgeführt. In 23 Fällen lag der Sicherheitsabstand unterhalb der empfohlenen 5 mm – allerdings bei tumorfreien Schnitträndern. Obwohl keine erneute Resektion erfolgte, kam es zu keinem Rezidiv.
Nicht-tumorfreie Ränder führen zu einem Rezidiv
Bei den übrigen 31 Läsionen hatte man auf die weite Lokalexzision verzichtet. Für 26 Fälle ist bekannt, dass das Melanom durch die initiale Biopsie in sano entfernt worden war, bei vieren war der Schnittrandstatus unbekannt. Eine Person wies tumorbefallene Schnittränder auf. Nur in diesem Fall entwickelte sich 14 Monate später ein invasives Melanom als Lokalrezidiv. Lymphknoten-, Fernmetastasen oder melanombedingte Todesfälle traten nicht auf.
Prof. Katy Bell von der Universität Sydney und zwei Kollegen begrüßen in ihrem Kommentar die chirurgische Deeskalation beim kutanen Melanoma in situ. Bevor diese Strategie jedoch flächendeckend in die klinische Praxis Einzug halten kann, muss eine Nichtunterlegenheitsstudie das Vorgehen unterstützen. Nur so könne man sichergehen, dass der Verzicht auf die weite Exzision bei tumorfreien Schnitträndern keine Nachteile hat.
Quellen:
1. Dessinioti C et al. JAMA Dermatol 2025; doi:10.1001/jamadermatol.2025.3078
2. Bell KJL et al. JAMA Dermatol 2025; doi:10.1001/jamadermatol.2025.3077