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Darmkrebsvorsorge Unterschied von 24 Jahren

Autor: Dr. Daniela Erhard

Ab wann ist ein erstes Darmkrebs-Screening sinnvoll? Ab wann ist ein erstes Darmkrebs-Screening sinnvoll? © 9dreamstudio – stock.adobe.com
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Menschen, deren direkte Vorfahren kein Kolorektalkarzinom hatten, brauchen nach bisheriger Maßgabe keine frühzeitige Darmkrebsvorsorge. Eine aktuelle Analyse zeigt aber: Für einige wäre das erste Screening trotzdem ab Anfang 40 sinnvoll.

In Deutschland flattert gesetzlich Versicherten in der Regel ab Anfang 50 die Einladung zum Darmkrebs-Screening ins Haus. Dabei ist bekannt, dass auch ohne familiäre Vorbelastung das Risiko für Kolorektalkarzinome stark schwankt. Wissenschaftler:innen um Dr. ­Xuechen Chen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg haben nun in einer großen Kohortenstudie das CRC-Risiko innerhalb der Bevölkerung stratifiziert – und daran angepasst ein personalisiertes Startalter für die Früherkennung berechnet.

Die Expert:innen extrahierten dafür aus der UK Biobank die Gesundheitsdaten von über 242.000 Brit:innen europäischer Abstammung. Sie berücksichtigten nur Personen, die kein familiär bedingtes Risiko aufwiesen und noch nie an einem Darmkrebs-Screening teilgenommen hatten. Sie waren 40 bis 69 Jahre alt und zwischen 2006 und 2010 in das Register aufgenommen worden.

Nach einem medianen Follow-up von 11,2 Jahren waren 2.714 Teilnehmende an Darmkrebs erkrankt. Dabei hatten Männer gegenüber Frauen eine knapp 1,6-fache Wahrscheinlichkeit, ein Karzinom zu entwickeln (HR 1,57). Umgerechnet bedeutet dies, dass Männer einen bestimmten Schwellenwert für das Tumorrisiko rund 5,5 Jahre eher erreichen.

Start ab 60 Jahren reicht bei niedrigem PRS-Wert aus

Auch ein polygenetischer Risiko­score (PRS), der Varianten an insgesamt 139 Genorten berücksichtigt, sagte die Gefahr eines CRC voraus. Verglichen mit Personen, die einen PRS im fünften oder sechsten Dezil aufwiesen, halbierte sich das Darmkrebsrisiko bei Ergebnissen unterhalb der 10%-Perzentile (HR 0,51) und verdoppelte sich ab der 90%-Perzentile (HR 2,29). Damit erreichen die Betroffenen einen festgelegten Referenzwert etwa 8 Jahre nach respektive 10 Jahre vor dem Durchschnitt der Bevölkerung.

In der Zusammenschau ergab sich daraus, dass je nach Risikofaktoren das erste Screening früher oder später stattfinden könnte. Angenommen, die Vorsorge begänne im Regelfall mit 55 Jahren, berechnete sich der risikoadaptierte Startpunkt für Frauen und Männer mit den höchs­ten PRS-Werten auf 48 bzw. 42 Jahre. Bei Personen mit den niedrigsten PRS-Werten könnte er sich dagegen bis ins Alter von 66 bzw. 60 Jahren verschieben. Ähnlich sah das Resultat aus, wenn die Forschenden die krebsbedingte Mortalität zur Berechnung heranzogen.

Quelle:
Chen X et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e2339670; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.39670