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Risiko für Darmkrebs vorhersagen „Jahre mit Übergewicht“ als neuer Parameter?

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Forscher schauten sich statt eines einzigen Zeitpunkts die Assoziation des Malignoms mit den im Laufe der Jahre angefutterten Pfunden an. Forscher schauten sich statt eines einzigen Zeitpunkts die Assoziation des Malignoms mit den im Laufe der Jahre angefutterten Pfunden an. © appledesign- stock.adobe.com
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Übergewicht begünstigt die Entwicklung kolorektaler Karzinome. Doch womöglich kommt es auch darauf, wie viele Jahre der Betroffene die überzähligen Pfunde mit sich herumschleppt. Forscher haben dafür analog den Pack-Years beim Zigarettenrauchen einen neuen Parameter entwickelt.

Dass Übergewicht gute Verhältnisse für einen Dick- oder Mastdarmkrebs schafft, ist bekannt. Xiangwei­ Li vom Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg und ihre Kollegen sind nun einen Schritt weitergegangen: Sie schauten sich statt eines einzigen Zeitpunkts die Assoziation des Malignoms mit den im Laufe der Jahre angefutterten Pfunden an. Analog zum Begriff der Pack-Years bei Zigaretten kreierten die Heidelberger den Begriff der „Weighted Number of Years lived with Overweight (WYO)“.

Für 5.635 Patienten mit kolorektalem Malignom und 4.515 Kontrollen haben die Forscher nun aus dem alle zehn Jahre angegebenen BMI den jeweiligen WYO berechnet. 25 kg/m2 galten als Referenz (0 WYO). Dann teilten die Wissenschaftler die WYO in vier Quartile ein. Für Teilnehmer im Quartil 1 lag das Malignomrisiko um 25 % höher als das dauerhaft Normalgewichtiger. Im Quartil 4 zeigte sich die Krebsgefahr sogar mehr als verdoppelt.

Bild ist heterogener als der Wert suggeriert

Solche Assoziationen zeigen allerdings nicht das Gesamtbild, kommentiert Dr. ­Patrick Bradshaw von der University of California in Berkeley.  Denn ein alle paar Jahre angegebener BMI sage nichts über die Zeit dazwischen aus. Somit könnten Personen mit demselben WYO-Wert sehr unterschiedliche Gewichtsentwicklungen durchgemacht haben. Das Bild ist also heterogener als der Wert suggeriert. 

Quellen: 1.    Li X et al. JAMA Oncol 2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.0064 / 2.    Bradshaw PT. JAMA Oncol 2022;
DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.0061