Adipositas im Kindesalter  Je früher die Gewichtsreduktion, desto weniger Folgeschäden

Autor: Dr. Vera Seifert

Dass sich eine Adipositastherapie auch bei Kindern kurzfristig günstig auf diverse Herz-Kreislauf-Parameter auswirkt, ist belegt. Dass sich eine Adipositastherapie auch bei Kindern kurzfristig günstig auf diverse Herz-Kreislauf-Parameter auswirkt, ist belegt. © Pixel-Shot - stock.adobe.com

Bekämpft man starkes Übergewicht schon bei Kindern und Jugendlichen, wirkt sich dies im jungen Erwachsenenalter günstig auf Typ-2-Diabetes, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Mortalität aus. 

Dass sich eine Adipositastherapie auch bei Kindern kurzfristig günstig auf diverse Herz-Kreislauf-Parameter auswirkt, ist belegt. Erstmals wurden in einer grossen schwedischen Studie nun längerfristige Effekte untersucht. Dr. Resthie Putri vom Karolinska Institutet in Stockholm und ihr Team schlossen in ihre Untersuchung die Daten von 6713 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren mit Adipositas ein. Die Forscherinnen und Forscher bedienten sich dazu eines schwedischen Registers zur Behandlung kindlicher Adipositas (BORIS), deren Probanden sich im Schnitt drei Jahre lang einer Adipositastherapie unterzogen hatten. 

Die Auswirkungen auf diverse Parameter hatte man im Alter zwischen 18 und 30 Jahren erfasst. Als Kontrollgruppe dienten ca. 32 000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung, die im Verhältnis 1:5 in Alter, Geschlecht und Wohnort passend den Individuen der Adipositasgruppe zugeordnet wurden. Den Therapieerfolg unterschieden die Autorinnen und Autoren in «schlecht» (weitere deutliche Gewichtszunahme), «mittel» (leichte Gewichtveränderung oder Stillstand), «gut» (deutliche Gewichtsabnahme) und Remission (keine Adipositas mehr).

Die Inzidenz von Typ-2-Diabetes, Hypertonie, Dyslipidämie, Depression und Angst sowie bariatrischen Operationen war jeweils in der Kontrollgruppe am niedrigsten. Es folgten die Adipositasgruppen mit Remission, gutem, mittlerem und schlechtem Outcome. 

Jeder Erfolg verringert das Diabetesrisiko

Verglichen mit schlechtem Therapieerfolg zeigten alle anderen Gruppen ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes, bariatrische Eingriffe und vorzeitigen Tod. In puncto Hypertonie profitierte nur die Remissionsgruppe (Hazard Ratio, HR, 0,38). Die Parameter Angst und Depression sowie Frakturen liessen sich nicht durch ein besseres Therapieergebnis beeinflussen.

In einem Kommentar weisen Prof. Dr. Leonard Epstein von der University at Buffalo und sein Team darauf hin, dass Angaben zur Art der Adipositastherapie fehlten. Auffällig sei aber, dass der Therapieerfolg bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren besser war als bei Jugendlichen zwischen 12 und 17. Man sollte daher früh versuchen, das Gewicht zu reduzieren, anstatt abzuwarten, ob sich die Adipositas «auswächst».

Quelle: 
1. Putri RR et al. JAMA Pediatr 2025; doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.5552
2. Epstein LH et al. JAMA Pediatr 2025; doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.5559