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Junge Ärzte eher pro Sterbehilfe Jeder Fünfte mit wenig Berufserfahrung würde sogar auf Verlangen töten

Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Große Teile der jungen Ärzteschaft unterstützen die Idee der Suizidassistenz. Große Teile der jungen Ärzteschaft unterstützen die Idee der Suizidassistenz. © ArtemisDiana – stock.adobe.com
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Über 1.000 jüngere Ärzte in Deutschland wurden befragt, wie sie zum ärztlich-assistierten Suizid stehen. Ihre mehrheitliche Einstellung widerspricht in Teilen der der Bundesärztekammer und Fachgesellschaften.

Seit vier Jahren ist die Suizidassistenz wieder legal. Wie genau diese umgesetzt werden sollte, wird aber bis heute kontrovers diskutiert. Um einen Eindruck zu bekommen, in welche Richtung sich die Debatte entwickeln könnte, lohnt sich ein Blick auf die Einstellung der jüngeren Ärzte. Eine interdisziplinäre Expertengruppe aus Deutschland hat daher einen Online-Fragebogen erstellt und damit Wissen, Erfahrungen und Ansichten von 1.163 jüngeren Klinik­ärzten erfasst und ausgewertet. 

88 % der Befragten hatten weniger als fünf Jahre Berufserfahrung, aber 91 % bereits Sterbende betreut. Jeder Dritte wurde mindestens einmal um Suizid­assistenz gebeten, 3 % hatten bereits Beihilfe geleistet. Der genaue Inhalt des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes zum § 217 war der Mehrheit der jüngeren Kollegen (71 %) nicht bekannt, ebenso wie die Gesetzesvorschläge zur Neuregelung des assistierten Suizids (72 %).

62 % der Befragten gaben an, sich vorstellen zu können, beim Suizid von Palliativpatienten mitzuwirken. Jeder Fünfte wäre der Assistenz bei Nicht-Schwerkranken gegenüber aufgeschlossen, auch das in Deutschland verbotene Töten auf Verlangen wäre für 20 % eine Option. Zwei Drittel der jungen Mediziner waren der Meinung, dass die Entscheidung zur Suizidbeihilfe eine Aufgabe von Medizinern und nicht etwa Richtern ist. Diese Ansicht steht im Widerspruch zur Haltung der DGPPPN* und korrelierte mit der Meinung, dass das Vertrauen in die Ärzteschaft dadurch nicht beschädigt wird – was wiederum der Position der Bundes­ärztekammer entgegensteht. Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass es mehr Aufklärungsarbeit zu palliativmedizinischen Optionen und Alternativen zum Suizid braucht.

* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde

Quelle: Kueppers R et al. Bundesgesundheitsbl 2024; 67: 233-241; DOI: 10.1007/s00103-024-03833-5

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