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Sterbehilfe an deutschen Kliniken

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Prädiktoren für die aktive Sterbehilfe waren der Arztberuf sowie das Fachgebiet und der Typ der Station, in der die Befragten arbeiteten. Prädiktoren für die aktive Sterbehilfe waren der Arztberuf sowie das Fachgebiet und der Typ der Station, in der die Befragten arbeiteten. © iStock/sittithat tangwitthayaphum
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Passive und indirekte Sterbehilfe wird in deutschen Kliniken offenbar regelmäßig praktiziert. Aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid hingegen kommen wesentlich seltener vor.

Wie halten es Ärzte und Pflegende in deutschen Krankenhäuserm mit dem heiklen Thema der Sterbehilfe? Eine Online-Befragung hat dazu kürzlich Daten gesammelt.

Zur Auswertung gelangten die Antworten von 2507 Ärzten und von 2683 Pflegekräften. Alle waren per Stichprobe ausgewählt worden. Abgefragt wurden auch Einflussfaktoren, die auf die individuelle Entscheidung für oder gegen die Sterbehilfe Einfluss haben dürften. Die verschiedenen Formen – passive Sterbehilfe, indirekte Sterbehilfe, assistierter Suizid, aktive Sterbehilfe – wurden exakt definiert und mit anschaulichen Beispielen versehen, um falsche Zuordnungen zu vermeiden.

Aus der Gruppe des Pflegepersonals hatten 40 % der Teilnehmer zumindest einmal wöchentlich mit sterbenden Patienten zu tun. Von den Ärzten waren es lediglich 5 %. Rund jeder Zweite der Pflegenden (50 %) berichtete, in den vergangenen 24 Monaten mindestens einmal von einem ihrer Patienten um die aktive Unterstützung beim Sterben gebeten worden zu sein. Die Ärzte hingegen sahen sich mit diesem Wunsch weitaus seltener konfrontiert (29 %).

Weit mehr als die Hälfte der Ärzte (63 %) und fast jeder zweite Pflegende (48 %) gaben an, in den letzten beiden Jahren wenigstens einmal selber passive Sterbehilfe geleistet zu haben. Indirekte Hilfestellung zum Tod hatten 32 % bzw. 45 % gegeben. Aktiv geholfen hatten knappe 2 % der Ärzte und gut 1 % der Pflegekräfte. Den assistierten Suizid hatten weniger als 0,3 % bzw. weniger als 0,5 % ermöglicht. Die aktive Sterbehilfe wurde zu fast 80 % durch den Entzug einer Behandlung geleistet. In 23 % der Fälle wurde der Tod durch ein Medikament herbeigeführt.

Das Ergebnis zeigt, dass passive und indirekte Sterbehilfe offensichtlich regelmäßig praktiziert wird, aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid dagegen in sehr viel geringerem Umfang. Über 50 % der befragten Pflegekräfte und ein Viertel der Ärzte konnten sich aber an zumindest einen ganz konkreten Fall erinnern, in dem sie persönlich die aktive Sterbehilfe als den besten Ausweg befürwortet hätten. Die meisten der Umfrageteilnehmer lehnten eine generelle Straffreiheit bei aktiver Sterbehilfe ab.

Wunsch des Patienten ist offenbar ohne Bedeutung

Prädiktoren für die aktive Sterbehilfe waren der Arztberuf sowie das Fachgebiet und der Typ der Station, in der die Befragten arbeiteten. Wesentlich scheint auch der Kontakt zu Sterbenden zu sein. Keinen Einfluss hatten die Wünsche von Patienten oder Angehörigen.

Quelle: Beine KH. Dsch Med Wochenschr 2020; 145: e123-e129; DOI: 10.1055/a-1235-6550