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Autoimmunität geht aufs Herz Jüngere Patienten sind besonders gefährdet

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Autoimmunerkrankungen erhöhen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Autoimmunerkrankungen erhöhen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. © Sergey Nivens – stock.adobe.com
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Einige autoimmune Erkrankungen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ganz erheblich. Auffallend häufig davon betroffen sind jüngere Patienten. Ihr kardiovaskuläres Risiko sollte der Arzt also besonders im Blick haben.

Für einige Autoimmunkrankheiten ist schon länger bekannt, dass sie das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Ein belgisch-britisches Team untersuchte nun mittels Datenbankanalyse, für welche der autoimmunen Störungen das besonders gilt und in welchem Ausmaß die fehlgeleitete Körperabwehr Herz und Kreislauf zusetzt. 

Eingang in die Studie fanden die Gesundheitsdaten von über 446.000 Personen, bei denen zwischen 2000 und 2017 eine von 19 Autoimmunerkrankungen festgestellt worden war, die aber zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und zwölf Monate danach an Herz und Gefäßsystem gesund waren. Zum Vergleich zogen die Wissenschaftler gut 2.100.000 passende Kontrollpersonen mit voll funktionstüchtigem Immun- und intaktem Herz-Kreislauf-System heran. 

Nach einem medianen Follow-up von gut sechs Jahren zeigte sich ein klarer Unterschied zwischen den beiden Gruppen: Bei den Patienten mit Autoimmunstörung trat bei 15,3 % eine kardiovaskuläre Erkrankung auf, bei den Kontrollpersonen waren es nur 11 %. Die Inzidenz lag bei 23,3 versus 15 Ereignissen pro 1.000 Patientenjahre, was einer ­Hazard ­Ratio (HR) von 1,56 entspricht. 

Die Gefahr für Herz und Gefäße stieg mit der Zahl der Autoimmunerkrankungen, berichten Dr. ­Nathalie ­Conrad von der Universität ­Löwen und Kollegen: Bei einer einzelnen Diagnose erhöhte sich das Risiko um 41 % (HR 1,41), bei zwei autoimmunen Störungen war es schon mehr als verdoppelt (HR 2,6), bei drei und mehr nahezu vervierfacht (HR 3,8). Große Bedeutung scheint dem Alter zuzukommen: Am häufigsten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen waren Patienten unter 45 Jahren und autoimmuner Erkrankung (HR 2,3). Im Alter zwischen 55 und 64 Jahren lag die HR bei 1,76, ab 75 Jahren bei 1,3. Die systemische Sklerose zeigte sich besonders häufig mit kardiovaskulären Erkrankungen korreliert (HR 3,6), gefolgt von ­Morbus ­Addison und systemischem Lupus erythematodes (beide HR 2,8) und Typ-1-Diabetes (HR 2,4).

Quelle: Conrad N et al. Lancet 2022; 10354: 733-743; doi: 10.1016/S0140-6736(22)01349-6