CPAP-Indikation sorgfältig stellen Kann Überdrucktherapie das kardiovaskuläre Risiko erhöhen?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Patientinnen und Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe profitieren offenbar nicht in jedem Fall von der CPAP-Unterstützung. Patientinnen und Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe profitieren offenbar nicht in jedem Fall von der CPAP-Unterstützung. © Andrey Popov - stock.adobe.com

Eine CPAP(Continuous Positive Airway Pressure)-Therapie schützt kardiovaskulär vorerkrankte Menschen mit einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) vor Herzinfarkten, Schlaganfällen und dem plötzlichen Herztod. 

Allerdings stimmt das offenbar nur dann, wenn die OSA-Problematik stark ausgeprägt ist. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam um Prof. Dr. Ali Azarbarzin vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School in Boston nach der Auswertung gepoolter Daten dreier randomisierter Studien.

Sowohl die RICCADSA- als auch die ISAAC- und die SAVE-Studie hatten den Nutzen der CPAP-Therapie bei Menschen mit koronarer Herzkrankheit, akutem Koronarsyndrom oder zerebrovaskulären Erkrankungen, die begleitend an einer OSA litten, untersucht. Keine der Studien hatte dabei eine Schutzwirkung gegenüber kardio- oder zerebrovaskulären Major-Ereignissen, also Myokardinfarkten, Schlaganfällen oder der Herzkreislaufmortalität, ergeben. 

Auswertung berücksichtigte den Schweregrad der OSA

Nun prüften die Forschenden, ob ein protektiver Effekt der Überdruckbehandlung möglicherweise von der OSA-Schwere abhängt. Von einer Hochrisiko-OSA gingen sie aus, wenn entweder die Herzfrequenz nach einem Atemaussetzer übermäßig stark anstieg (d. h. um mehr als 9,4 Schläge pro Minute) oder wenn eine hochgradige Sauerstoffentsättigung von > 87,1 % Minuten pro Stunde vorlag.

Von insgesamt 3.549 Studienteilnehmenden waren 1.778 mit und 1.771 ohne CPAP behandelt worden. Kardio- bzw. zerebrovaskuläre Major-Ereignisse erlitten 16,6 % bzw. 16,3 % von ihnen. 1.832 Personen hatten per Definition eine Hochrisiko-OSA. Bei ihnen stellten die Forschenden einen deutlich stärkeren Effekt durch die Maskentherapie fest als bei den 1.717 Niedrigrisiko-Personen (Interaction Hazard Ratio 0,69). Besonders stark profitierten dabei Personen mit Hochrisiko-OSA, aber ohne exzessive Tagesmüdigkeit bzw. ohne erhöhten Blutdruck (< 140/90 mmHg), von einer CPAP-Unterstützung. Im Kollektiv der Personen mit Niedrigrisiko-OSA, die nicht an exzessiver Tagesmüdigkeit litten und/oder keinen erhöhten Blutdruck aufwiesen, stellten die Forschenden dagegen in der CPAP-Gruppe ein bis zu 35 % erhöhtes Risiko für schwere kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse fest.

Auf beschleunigten Puls und Hypoxämiebelastung achten

Angesichts dieser Beobachtungen empfehlen die Autorinnen und Autoren, vor der Einleitung einer CPAP-Behandlung bei kardiovaskulär vorerkrankten Personen die Schwere der OSA-Problematik hinsichtlich Pulsakzeleration und Hypoxämiebelastung zu objektivieren. Bei Personen mit geringem OSA-Risiko, die weder an exzessiver Tagesmüdigkeit leiden noch erhöhte Blutdruckwerte aufweisen, scheinen die Atemhilfen eher zu schaden, warnen sie. Weitere prospektive Studien müssen nun folgen, meinen sie.

Quelle: Azarbarzin A et al. Eur Heart J 2025; doi: 10.1093/eurheartj/ehaf447