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Muskel-Skelett-System Karpaltunnelsyndrom und Tennisellenbogen als kardiovaskuläre Risikomarker

Autor: Alexandra Simbrich

Studien konnten Korrelationen zwischen Herzgesundheit und muskulo­skelettalen Erkrankungen finden. Studien konnten Korrelationen zwischen Herzgesundheit und muskulo­skelettalen Erkrankungen finden. © peopleimages.com – stock.adobe.com
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Wer an einer muskuloskeletalen Erkrankung wie Karpaltunnelsyndrom, Tennisellenbogen, Golferarm oder Rotatorenmanschetten-Tendinitis leidet, hat möglicherweise auch ein höheres Herz-Kreislauf-Risiko.

Bei Patienten mit Karpaltunnelsyndrom oder Tennisellenbogen lohnt sich womöglich eine Untersuchung von Herz und Gefäßen, denn die Betroffenen könnten ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung.

Hinweise darauf, dass ein Zusammenhang zwischen kardio­vaskulären  und muskulo­skelettalen Erkrankungen (MSD) besteht, gab es bereits aus Querschnittstudien. Ein Team um Prof. Dr. Kurt Hegmann, Direktor des Rocky Mountain Center for Occupational and Environmental Health der Universität Utah, wollte es genauer wissen. Die Forscher analysierten im Rahmen einer neunjährigen, prospektiven Kohortenstudie die Daten von 1.203 Arbeitnehmern. Die Basisbefunde erhoben sie anhand von Befragungen, strukturierten Interviews, körperlichen Untersuchungen, Messungen der Nervenleitfähigkeit und anthropometrischen Faktoren. 

Framingham-Score als Maß für die kardiale Gefährdung

Durch monatliche Nachuntersuchungen verfolgten die Autoren, ob sich Symptome muskuloskelettaler Erkrankungen wie Karpaltunnelsyndrom, Golferarm, Tennisellenbogen und Rotatorenmanschetten-Tendinitis entwickelten. Deren Häufigkeit setzten sie in Relation zum kardiovaskulären Profil gemäß des amerikanischen Framingham-Scores. Mit diesem lässt sich das individuelle Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis im Verlauf der nächsten zehn Jahre abschätzen. Für ihre Studie teilten die Wissenschaftler die kardiovaskulären 10-Jahres-Scores in die sechs Kategorien 0–2 %, 3–5 %, 6–8 %, 9–11 %, 12–14 % und ≥ 15 % ein.

Die Ergebnisse überraschten: Kardiovaskuläre Risikofaktoren sagten die Gefahr für die Entwicklung einer oder mehrerer der anvisierten muskuloskelettalen Erkrankungen deutlich voraus. Je höher das 10-Jahres-Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen war, umso höher war nicht nur die Wahrscheinlichkeit für mindestens eine muskuloskelettale Erkrankung, sondern auch die Gefahr, eine größere Zahl von muskuloskelettalen Erkrankungen zu entwickeln. So hatten Teilnehmer mit einem Framingham-Score von 3–5 % im Vergleich zu  Personen mit einem Score von 0–2 % ein 2,3-mal so hohes Risiko für mindestens eine muskuloskelettale Erkrankung und ein fast 9-mal so hohes Risiko für vier oder mehr Muskel-Skelett-Erkrankungen. Für Personen mit einem Framingham-Score von ≥ 15 % war der entsprechende Wert sogar 3,9-mal bzw. 17,4-mal so hoch.

Stellt sich die Frage, ob sich die Modifikation der kardiovaskulären Risikofaktoren auf die muskuloskelettale Gesundheit auswirkt und ob muskuloskelettale Beschwerden ein potenzielles Frühwarnzeichen für eine schlechte Herzgesundheit oder gar schwere kardio­vaskuläre Ereignisse sein könnten. Dies sollte weiter untersucht werden, so das Fazit der Autoren.

Quelle: Hegmann KT et al. J Occup Environ Med 2023; DOI: 10.1097/JOM.0000000000002895