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Telemedizin Kinder mit Diabetes profitieren

Autor: Dr. Andreas Thomas

Telemedizin gewährleistete in der Studie ausreichende Arztkontakte der Kinder. (Agenturfoto) Telemedizin gewährleistete in der Studie ausreichende Arztkontakte der Kinder. (Agenturfoto) © iStock/evgenyatamanenko
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Kinder mit Typ-1-Diabetes benötigen eine kontinuierliche Überwachung durch medizinisches Fachpersonal. Unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie kann Telemedizin hier ihre Vorteile ausspielen.

Durch die COVID-19-Pandemie war mitunter auch der Zugang zur herkömmlichen Betreuung von Kindern mit Diabetes schwierig. Eine Alternative dazu bietet die Telemedizin. So berichtete Dr. Valeria Hirschler von der Universität in Buenos Aires, Argentinien, über eine Datenerhebung in den vier lateinamerikanischen Ländern Argentinien, Chile, Peru und Ecuador1.

Dr. Hirschler und ihre Kollegen analysierten Daten von Kindern und Jugendlichen im Alter ≤ 18 Jahren mit Typ-1-Diabetes seit mindestens 2017, die mindestens einen Arztbesuch im Jahr 2018 und einen Folgetermin im Jahr 2020 hatten. Betreut wurden diese in pädiatrischen Zentren dieser Länder. Als telemedizinische Besuche wurden Video-, Telefon- oder E-Mail-Konsultationen mit Ärzten aus Diabetes-Spezialistenteams definiert. Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, Dauer des Diabetes, Anzahl der Arztbesuche, Anzahl der HbA1c-Bestimmungen, Zugang zur Telemedizin und Art der Insulintherapie von 2018 bis 2020 wurden aus den Krankenakten extrahiert.

Die Studie umfasste 227 Kinder (59 % Mädchen, Durchschnittsalter: 12,7 Jahre), von denen 145 während der Pandemie im Jahr 2020 Zugang zur Telemedizin hatten. Fast 90 % der Teilnehmer erhielten eine Insulintherapie mit Mehrfachdosierung, 3,4 % wurden konventionell behandelt und 6,6 % benutzten eine Insulinpumpe. Im Ergebnis zeigte sich, dass Kinder mit Zugang zur Telemedizin im Jahr 2020 signifikant mehr Arztkontakte/Besuche hatten als Kinder ohne einen solchen (durchschnittliche jährliche Besuche 6,9 vs. 2,6; p < 0,01). Dieses gut nachvollziehbare Ergebnis bestätigte sich folglich auch in der Messung wichtiger Parameter zur Beurteilung der Glykämie.

Gesteigerte Bedeutung unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie

Bei Kindern mit telemedizinischem Zugang wurde im Jahr 2020 bei 97,9 % der HbA1c-Wert bestimmt, bei Kindern ohne telemedizinischen Zugang nur bei 67,1 % (p < 0,01). Kinder mit telemedizinischem Zugang hatten 2020 zwar weniger HbA1c-Bestimmungen als 2019 (1,79 vs. 2,44), aber eine ähnliche Anzahl im Vergleich zu 2018. Bei Kindern ohne Zugang zur Telemedizin war die Anzahl der HbA1c-Bestimmungen im Jahr 2020 geringer als 2019 (0,99 vs. 1,89) und 2018 (0,99 vs. 2,01).

Die Autoren kommentierten, dass die Studie den Vorteil der Telemedizin gezeigt habe. Kinder mit einer chronischen Erkrankung wie Typ-1-Diabetes benötigen eine regelmäßige und kontinuierliche Überwachung durch medizinisches Fachpersonal, was durch Telemedizin leichter erreicht werden kann. Unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie erlangte diese Technologie eine gesteigerte Bedeutung. Ob die Patienten mit fehlendem Zugang zu Arztkontakten unter Pandemiebedingungen dauerhaft eine schlechtere Diabetesprognose aufweisen, wird langfristig untersucht.

Quelle:
1. Hirschler V et al. Diabetes Technol Ther. 2021; DOI: 10.1089/dia.2021.0189