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Kontaktlinsen: Bergsteiger über höhenbedingte Augenveränderungen aufklären

Autor: Dr. Elke Ruchalla

6000er wie den Ama Dablam besteigt man besser mit besonders sauerstoffdurchlässigen Tageslinsen. 6000er wie den Ama Dablam besteigt man besser mit besonders sauerstoffdurchlässigen Tageslinsen. © iStock/DanielPrudek
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Wenn es hoch hinaufgeht, leiden die Augen nicht nur unter der stärkeren UV-Strahlung. Auch die trockene und sauerstoffarme Luft macht dem Sehorgan zu schaffen. Kontaktlinsenträger müssen besonders aufpassen.

Ambitionierte Bergsteiger wollen auf die Sieben- und Achttausender im Himalaya nicht mehr verzichten. Für das Herz-Kreislauf-System und die Lunge sind die Vorgänge bei der Höhenakklimatisierung gut untersucht, mit entsprechenden reisemedizinischen Empfehlungen. Insbesondere bei fehlsichtigen Kletterern ist aber auch ein Blick auf das Auge ratsam, erklärt Optometrist Dr. Manfred Bufler aus Ruhpolding, denn die Problematik bezüglich genutzter Sehhilfen fällt bei ärztlichen Empfehlungen oft unter den Tisch.

Zum einen wird die Luft mit steigender Höhe kälter und trockener, wodurch verstärkt Tränenflüssigkeit verdunstet und die Schleimhäute austrocknen. Zum anderen wirbeln Luftströmungen Sand und Staub auf – dabei spielen Höhenwinde, thermische Winde aber auch die Umgebung z.B Nähe zu Gletschermoränen eine Rolle. Zusammengenommen tragen die äußeren Faktoren zum „Syndrom des trockenen Auges“ bei, erklärt Dr. Bufler – und das ist für Kontaktlinsenträger teils extrem unangenehm.

Die Sehhilfe wird zum Staub- und Sandfänger

Außerdem gilt für jeden Bergsteiger: Je höher es geht, desto stärker verdicken sich Hornhaut sowie Makula, dazu treten Ödeme von Papille und Sehnerv auf. Oft nehmen Betroffene diese zur Höhenkrankheit gezählten Augen(form)veränderungen gar nicht wahr. Tragen sie aber Kontaktlinsen, kann das zusammen mit den Umgebungsbedingungen Schwierigkeiten bereiten.

Sinken mit zunehmender Höhe Luftdruck und Sauerstoffgehalt (O₂-Partialdruck), führt das vor allem bei harten Linsen durch die Augenveränderungen zu Beschwerden. Zusätzlich transportiert ein Saug-Pump-Effekt ständig frische Tränenflüssigkeit unter die Linsen und je nach Luftreinheit damit auch Staub- und Sandkörnchen, die zu Irritationen führen können. Dazu kommt die mangelnde Sauerstoffundurchlässigkeit der Linsen. In niedrigeren, staubarmen Regionen weisen sie wegen ihrer geringen Größe allerdings Vorzüge auf, da weiche Linsen durch den größeren Durchmesser die schlechtere Verdunstungsbilanz haben.

Wenn mit Staub zu rechnen ist und es sehr weit nach oben gehen soll, empfiehlt der Augenspezialist für jeden, der nicht von Anfang an zur Brille greifen will, weiche Linsen. Ab etwa 6000 m ü. NN gilt die besonders dünne sauerstoffdurchlässige Ein-Tages-Variante als optimal. Zusätzlicher Vorteil: Die Linsen müssen nicht gereinigt und in Flüssigkeit aufbewahrt werden. Allerdings stellt hier die jeweilige Sehstärken-Verfügbarkeit den limitierenden Faktor dar.

Für die meisten Kontaktlinsenträger ist aber spätestens ab 7000 Höhenmeter Schluss und die Brille muss her, schreibt Dr. Bufler. Er belegt diese Aussage mit den Erfahrungswerten von Bergsteigern, die berichteten, dass das Tragen der Linsen in dieser Höhe bereits sehr unangenehm und ab 7500 m ü. NN nahezu unmöglich wird.

Immer und auf jeden Fall gilt für Linsenträger:

  • Ersatzlinsen und die notwendigen Pflegemittel gehören in greifbare Nähe.
  • Mitzunehmen sind außerdem Brille in passender Sehstärke, künstliche Tränenflüssigkeit und Desinfektionstücher.
  • Die Sonnenbrille ist ein Muss! Sie sollte gut angepasst sein und rund um das Auge abschließen.

Quelle: Bufler M. Flug u Reisemed 2020: 27: 159-161; DOI: 10.1055/a-1149-6647