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Kryotherapie gegen chemobedingte Alopezie

Autor: Dr. Judith Lorenz

Chemo-Patienten kämpfen nicht nur mit der physischen Erschöpfung, sondern auch mit den psychischen Folgen des Haarverlustes und anderen körperlichen Veränderungen. Chemo-Patienten kämpfen nicht nur mit der physischen Erschöpfung, sondern auch mit den psychischen Folgen des Haarverlustes und anderen körperlichen Veränderungen. © iStock.com/Slavica
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Taxane sind fester Bestandteil in der Tumortherapie. Die Zytostatika verursachen allerdings häufig Haarausfall sowie Veränderungen der Fuß- und Fingernägel. Dagegen hilft die Kältebehandlung der betroffenen Körperbereiche.

Neun von zehn der mit Taxanen behandelten Patienten erleiden gravierende dermatologische Nebenwirkungen. Für die Betroffenen kann das eine erhebliche psychische Belastung darstellen, erläutert Dustin Marks von der George Washington University of Sciences in Washington. Die möglichen Manifestationen umfassen neben der Alopezie und den Nagelreaktionen eine Vielzahl weiterer Hautveränderungen.

Studien zu Langzeiteffekten fehlen bisher

Welche Maßnahmen diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen effektiv und sicher verhindern können, hat Dustin Marks zusammen mit weiteren Wissenschaftlern im Rahmen einer Metaanalyse untersucht. Insgesamt werteten sie die Daten von mehr als 5600 Patienten aus 34 Originalpublikationen aus.

Nahezu alle Studien zur Taxan-induzierten Alopezie kamen zu dem Schluss, dass Kühlhauben und Systeme zur Abkühlung der Kopfhaut dem Verlust des Haupthaares vorbeugen können. Allerdings variierte die Effektivität der Behandlung in Abhängigkeit vom Zytostatika­regime, von der angewandten Temperatur sowie der Dauer.

Insgesamt stuften die meisten Untersuchungen die Kältebehandlung der Kopfhaut als sicheres Verfahren ein. Die am häufigsten beob­achteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen sowie ein unangenehmes Brennen und Kältegefühl. Auch hinsichtlich der Prävention von Nagelveränderungen sowie des Hand-Fuß-Syndroms gilt die Hypothermietherapie mittels gekühlter Handschuhe bzw. Socken als effektiv.

Typischerweise muss bei dieser Behandlung allerdings ebenfalls mit unangenehmen Sinnesempfindungen gerechnet werden. Erfrierungen sind dagegen selten. Die Kryobehandlung stellt eine viel­versprechende Option zur Vorbeugung dermatologischer Nebenwirkungen der Taxan-basierten Chemotherapie dar, schlussfolgern die US-amerikanischen Wissenschaftler. Allerdings fehlen bislang standardisierte Protokolle für die einzelnen Verfahren. Untersuchungen zur Langzeitwirksamkeit und -sicherheit der Maßnahmen stehen ebenfalls noch aus.

Quelle: Marks DH et al. JAMA Dermatol 2018; 154: 1465-1472