Anzeige

Hämorrhoiden Lässt sich das lasern?

Autor: Friederike Klein

Lasern ist nicht gleich Lasern. Es unterscheiden sich sowohl die Verfahren, als auch die dafür benötigten Sonden. Lasern ist nicht gleich Lasern. Es unterscheiden sich sowohl die Verfahren, als auch die dafür benötigten Sonden. © Science Photo Library / Southern Illinois University
Anzeige

Der Laser gilt in der Medizin als modern, innovativ und minimalinvasiv. Neue Indikationserweiterungen täuschen aber darüber hinweg, dass altbewährte Standards in dem jeweiligen Gebiet nicht schlechter abschneiden müssen. In der Hämorrhoidentherapie gilt sogar das Gegenteil.

Es gibt mehrere Laser-Techniken, die bei Hämorrhoidalleiden bisher eingesetzt und bewertet wurden. Die Goldstandards ersetzen kann bislang keine, betonte Prof. Dr. Volker Kahlke, niedergelassener Proktologe in Kiel. Dazu lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Studien zu werfen. 

Eine Metaanalyse auf Basis von neun Studien zeigte beispielsweise, dass die Laser-Hämorrhoidoplastie bei Hämorrhoiden zweiten und dritten Grades mit einer kürzeren OP-Zeit, weniger Blutverlust, geringeren postoperativen Schmerzen und kürzerer Arbeitsunfähigkeit einhergeht. Die Vergleichstherapie war allerdings ein offenes Verfahren nach Milligan Morgan oder Ferguson. „Das lassen wir erst mal sacken. Hämorrhoiden zweiten Grades wurden offen versorgt!“, empörte sich Prof. Kahlke.

Der Standard bei Hämorrhoiden vom Grad 2 ist nach den aktuell gültigen Leitlinien die Gummibandligatur. Bei Hämorrhoiden Grad 3 hat sich die bipolare Klemme etabliert.1 Doch sogar gegenüber dem offenen Verfahren nivellierte sich in der Metaanalyse im Verlauf der Vorteil des Lasers. Nach einem Jahr war die Rate an Rezidiven, Prolaps und Beschwerden mit etwa 30 % in beiden Gruppen gleich. 

Eine andere Studie prüfte die HeLP (Abk. für Hemorrhoidal Laser Procedure) im Vergleich zur Gummibandligatur bei Hämorrhoiden allerdings bei Grad 2 und 3. Dabei wurden dopplergesteuert alle 8–12 Arterien je fünf Mal mit Laser behandelt, in der Vergleichsgruppe drei Gummibandligaturen angebracht. Trotzdem sollen sich Dauer der Intervention und Komplikationen in beiden Armen nicht unterschieden haben, wunderte sich Prof. Kahlke. Vorteile zeigte die HeLP in den Punkten postoperativer Schmerz und Rezidivbeschwerden nach sechs Monaten.

Allerdings sei bei solchen Kurzzeit­erfolgen Vorsicht geboten. So erreichten in einer weiteren Studie mit 50 Patienten die behandelnden Ärzte über die LHP bei 98 % nach 60 Tagen eine gute Reduktion der Hämorrhoiden und eine Beschwerdebesserung bei 90 %. Nach 5,4 Jahren war es aber doch bei jedem Dritten zu einem erneuten Prolaps gekommen. Jeder Fünfte musste sich erneut einer Therapie unterziehen. 

Kritik äußerte Prof. Kahlke insbesondere hinsichtlich der großen Heterogenität der Lasertherapien. So unterschieden sich nicht nur die Energiemengen, sondern auch die Sonden. Hier seien die Hersteller in der Pflicht, die Geräte besser zu standardisieren, findet er.

Gegenüber offenen Verfahren sei die Lasertherapie sicher zumindest kurzzeitig von Vorteil – bei Hämorrhoiden zweiten und dritten Grades sind diese aber nicht der Standard. Zukünftige prospektive Studien müssten die Lasertechniken mit den jeweils geltenden Standards Gummibandligatur (Grad 2) und bipolaren Klemmen (Grad 3) vergleichen. Ganz unsinnig ist der Lasereinsatz bei Hämorrhoiden ers­ten und vierten Grades, betonte er.

Quelle: Kongressbericht 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress

1. S3-Leitlinie „Hämorrhoidalleiden“, AWMF-Registernummer 081/007, www.awmf.org