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Aderhautmelanome Liquid Biopsy weist in Fallbericht früh auf Metastasierung hin

Autor: Josef Gulden

Circa 50 % aller Aderhautmelanome metastasieren im Laufe der Zeit. Circa 50 % aller Aderhautmelanome metastasieren im Laufe der Zeit. © wikimedia/Hellerhoff (CC BY-SA 4.0)
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Zirkulierende Tumor-DNA könnte sich zum Monitoring des Aderhautmelanoms eignen: In einer Kasuistik beschreiben die Autoren, dass die Blutanalyse eine Metastasierung um Monate früher detektierte, als sie sonst per Bildgebung entdeckt worden wäre.

Aderhautmelanome tragen in der Regel initiierende Mutationen in einem der vier Gene GNAQ, GNA11, CYSLTR2 oder PLCB4. Da diese aber auch bei choroidalen Naevi vorliegen können, eignen sich als Marker für eine drohende oder stattgefundene Metastasierung besser die kooperierenden Treibermutationen in EIF1AX, SF3B1 und BAP1. Da die Gewinnung von Tumorgewebe beim Aderhautmelanom riskant ist, entwickelten New Yorker Kollegen um Dr. ­Jasmine H. ­Francis, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, einen leicht wiederholbaren, nicht-invasiven Test. Im Blutserum sequenzierten sie ein Panel von 129 Onkogenen, das sämtliche für das Aderhautmelanom bekannte initiierende sowie metastierungstreibende Mutationen enthält.

Sie berichten von einer mehr als 80-jährigen Patientin, bei der elf Jahre zuvor ein 15,2 mm großes und 6,4 mm dickes peripheres choro­idales Melanom mittels Brachytherapie behandelt worden war. Sie erhielt danach drei intraokuläre Injektionen mit Aflibercept. Unter halbjährlichem Monitoring entwickelte sich der Tumor rückläufig und stabilisierte sich, bis sie sich mit erhöhtem intraokulärem Druck, zellulärem Debris in der vorderen Kammer und einer inferonasalen Raumforderung im Ziliarkörper vorstellte.

Nach Enukleation des befallenen Auges wurde ein Rezidiv des Aderhautmelanoms diagnostiziert, das durch Vorliegen jeweils einer Mutation in GNAQ und EIF1AX charakterisiert war. Im Plasma waren die Mutationen zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisbar und eine abdominale Kernspintomographie war ebenfalls negativ. Die nächste Untersuchung wäre erst nach sechs Monaten fällig gewesen, aber nach drei Monaten fanden die Autoren in der zellfreien DNA im Plasma beide Mutationen mit einer Allelfrequenz zwischen 1 % und 1,5 %. Die Bildgebung zeigte daraufhin Metastasen in Leber und Lunge, die biopsiert wurden und die die gleichen Mutationen aufwiesen.

Rund die Hälfte der Patienten mit Aderhautmelanom entwickelt irgendwann Metastasen. Es bestehe daher ein großer Bedarf für eine einfache, engmaschig wiederholbare Überwachungsmethode, betonen die Autoren. Im beschriebenen Fall habe die Analyse der zellfreien DNA die Metastasierung der Patientin aufgedeckt, bevor Symptome auftraten und bevor die halbjährliche Bildgebung sie offenlegte. Das könne in Zukunft vorteilhaft für die nachfolgende Therapie sein, erklären Dr. Francis und Kollegen.

Frühe Detektion wichtig für potenzielle Therapieoption

Eine Phase-3-Studie habe kürzlich ergeben, dass das bispezifische Protein Tebentafusp die Überlebens­chancen beim metastasierten Aderhautmelanom umso mehr erhöht, je geringer dessen Tumorlast ist. Die möglichst frühe Detektion einer Metastasierung, z.B. mit der beschriebenen Liquid Biopsy, könne also einen erheblichen Vorteil für diese Patienten bringen. Natürlich müssten Sensitivität, Spezifität und Vorhersagewert noch untersucht und validiert werden.

Quelle: Francis JH et al. JAMA Ophthalmol 2021; 139: 1244-1245; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2021.3708