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WHO-Bericht Massiver Anstieg der Hypertonie weltweit

Autor: Nierenarzt/Nierenärztin

Das Risiko für schwere Folgeerkrankungen durch Bluthochdruck wird zumeist unterschätzt. Das Risiko für schwere Folgeerkrankungen durch Bluthochdruck wird zumeist unterschätzt. © New Africa – stock.adobe.com
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Im September 2023 veröffentlichte die WHO einen alarmierenden Bericht zu den globalen Folgen der Hypertonie.

Einer von drei Erwachsenen habe eine Hypertonie und vier von fünf seien nicht adäquat behandelt. Somit bestehe ein hohes Risiko für schwere Folgeerkrankungen mit hoher Mortalität wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen.

„Die WHO bezeichnet Bluthochdruck daher als ‚stummen Killer‘. Das Bild mag drastisch erscheinen, hat aber einen wahren Kern. Die Erkrankung ist oft lange symptomlos, schlägt dann aber lebensbedrohlich zu“, erklärt Prof. Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.

Durch eine bessere Früherkennung und Versorgung der Betroffenen könnten laut WHO weltweit bis 2050 76 Millionen Todesfälle vermieden werden. Dabei seien Bluthochdruck und seine dramatischen Folgen nicht nur ein Problem der armen Länder. Zwar sei die Zahl der Erkrankten gerade in Schwellenländer massiv angestiegen und die Versorgung nicht auf demselben Niveau wie in den Industrienationen, aber auch dort ist die Bilanz erschreckend.

„Auch in Deutschland ist fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten nicht ausreichend therapiert und hat zu hohe Blutdruckwerte, obwohl die Betroffenen bei uns Zugang zu Ärztinnen und Ärzten und zu Medikamenten haben“, erklärt Prof. van der Giet. Die Gründe sieht der Experte in einem ungesunden Lebensstil und infolgedessen der Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit in der Bevölkerung. Hinzu komme, dass gerade in Industrienationen eine wachsende Skepsis gegenüber Medikamenten besteht und eine Dauertherapie schwer vermittelbar ist, wenn die Erkrankten sich auch ohne die Therapie vermeintlich wohlfühlen. „Das ist aber nur eine gefährliche Illusion“, warnt van der Giet. Der Experte gibt darüber hinaus zu bedenken, dass die Bedeutung von Bluthochdruck in der Bevölkerung massiv unterschätzt würde.

„Die Erkrankung wird oft bagatellisiert. Wenn ich mir aber die 10-Jahres-Überlebensrate meiner Patientinnen und Patienten anschaue, die ihre Medikamente weglassen, ist diese erschreckend gering. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist letztlich gefährlicher als viele Krebsarten“, so die Einschätzung des Experten.

Quelle: Global report on hypertension: thee race against a silent killer. 19 September 2023. 

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Nierenarzt/Nierenärztin 1/2024