Anzeige

(Neo-)adjuvante Checkpoint-Inhibition Metaanalyse bildet Risiken ab

Autor: Lara Sommer

In einer Metaanalyse werden die Risiken der (neo-)adjuvanten Checkpoint-Inhibition abgebildet. In einer Metaanalyse werden die Risiken der (neo-)adjuvanten Checkpoint-Inhibition abgebildet. © nmann77 – stock.adobe.com
Anzeige

Wenn Erkrankte mit heilbaren Tumoren Checkpoint-Inhibitoren erhalten, wiegen Toxizitäten schwerer. Daten von über 16.000 Behandelten schaffen mehr Klarheit.

Da Ärzt:innen Checkpoint-Inhibitoren immer häufiger in kurativer Intention einsetzen, gewinnt deren langfristige Verträglichkeit an Bedeutung. Forschende um Dr. ­Yu ­Fujiwara von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, werteten in einer Metaanalyse Daten von 16.976 Personen aus 28 Studien aus, um die Risiken in der adjuvanten und neoadjuvanten Situation zuverlässiger zu ermitteln.1

Die prä- oder postoperative Standardtherapie um CPI zu ergänzen, erhöhte die behandlungsbedingten Todesfälle nicht signifikant (OR 1,76; 95%-KI 0,95–3,25; p = 0,073). Eine Ausnahme stellte nur die Subgruppe dar, in der CPI mit Placebo verglichen wurden (OR 4,02; p = 0,044). Insgesamt starben von 9.864 Patient:innen, die eine Checkpoint-Blockade erhielten, 40 an behandlungsassoziierten Toxizitäten. Als häufigste Todesursachen meldeten die Verantwortlichen Pneumonitis (15 %), Myokarditis (12,5 %) und Kolitis (7,5 %).

Vermehrte Nebenwirkungen

Unter CPI kam es vermehrt zu Nebenwirkungen vom Grad 3 und 4 (OR 2,73; p < 0,0001). Dies galt auch für behandlungsassoziierte unerwünschte Ereignisse im Allgemeinen (OR 2,60; p < 0,0001) sowie solche, die zur Unterbrechung oder zum Abbruch der Therapie führten (OR 3,67; p < 0,0001). In Kombination mit einer Chemotherapie traten Neutropenie und Anämie verbreitet auf. Zusätzlich entwickelten Behandelte oft verschiedene immunvermittelte Beschwerden, wie Kolitis, Hautreaktionen und Hypophysitis. 

Der statistische Zusammenhang zwischen Checkpoint-Inhibition und höhergradigen Komplikationen ließ sich nicht mehr nachweisen, wenn die Autor:innen ausschließlich die neo­adjuvante Situation betrachteten (OR 1,17; p = 0,23).

Dr. ­Fujiwara und Kolleg:innen schlussfolgern, dass die Addition von CPI zu konventionellen perioperativen Strategien die Rate an behandlungsassoziierten Komplikationen des Grads 3 und 4 erhöht. Es erfordere eine multidisziplinäre Betreuung und Schulung der Erkrankten, um Behandlungsabbrüche zu vermeiden. In vielen Bereichen bestehe allerdings noch Forschungsbedarf, beispielsweise zu den Spätfolgen einer Checkpoint-Blockade. Schluss­endlich eröffnen die Expert:innen die Perspektive, die individuelle CPI-Toxizität zukünftig durch Biomarker vorherzusagen.

Prof. Dr. Dr. ­Julie ­Delyon, Saint-Louis Hospital, Paris, und Prof. Dr. Dr. ­Olivier ­Michielin, Universitätsklinikum Genf, verweisen darauf, dass man Chancen und Risiken der Immuntherapien neu abwägen müsse, wenn auch durch konventionelle Behandlungen Heilungsaussichten bestehen.2 Für sie unterstreichen die Todesfälle, wie wichtig es ist, immunologische Komplikationen sorgfältig zu überwachen und Patient:innen über Warnzeichen aufzuklären. Unklar bleibe, inwiefern sich schwere Nebenwirkungen letztendlich auf den Therapieerfolg auswirken. Allgemein sollten Ärzt:innen Erkrankte in die Behandlungsentscheidung einbeziehen und vor Beginn über die Risiken einer Checkpoint-Inhibition aufklären.

Quellen:
1.    Fujiwara Y et al. Lancet Oncol 2023; DOI: 10.1016/S1470-2045(23)00524-7
2.     Delyon J, Michielin O. Lancet Oncol 2023; DOI: 10.1016/S1470-2045(23)00575-2