Jodmangel erlebt Comeback in Deutschland Mit modernen Ernährungsformen lässt sich der Bedarf kaum decken

Autor: Birgit Maronde

Durch Jodmangel droht ab der Adoleszenz eine Thyroideahypertrophie. Durch Jodmangel droht ab der Adoleszenz eine Thyroideahypertrophie. © Yuliia - stock.adobe.com

Die Jodversorgung hat sich in Deutschland verschlechtert. Studiendaten sprechen dafür, dass etwa 32 % der Erwachsenen und 44 % der Kinder zu wenig von dem Spurenelement zu sich nehmen und ein erhöhtes Risiko für einen milden bis moderaten Jodmangel haben. Das führt zur chronischen TSH-Stimulation, die ab der Adoleszenz das Risiko für eine Schilddrüsenhypertrophie und mit zunehmendem Alter die Gefahr einer (multinodulären) Knotenstruma erhöht.

Zudem gilt Jodmangel als häufigste Ursache für eine eingeschränkte geistige Entwicklung bei Schulkindern, erinnerte Prof. Dr. Matthias­ Weber­ von der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Auch die körperliche Reifung werde beeinträchtigt, erklärte der Kollege.  

Empfohlene Jodaufnahme wird deutlich verfehlt

Die empfohlene diätetische Jodaufnahme beträgt für Erwachsene 150 µg/d. Laut WHO kommen erwachsene Männer hierzulande aber nur auf 99 µg/d und Frauen auf 94 µg/d. Entsprechend unzureichend ist die Ausscheidung von Jod im Urin – auch bei Kindern. Wie die DONALD-Studie für diese Altersgruppe zeigt, stieg die Jodausscheidung seit Beginn der freiwilligen Speisesalzjodierung 1993 erst signifikant an, um dann von 2003 bis 2012 ein Plateau zu erreichen. Bis 2018 fiel sie jedoch immer weiter ab. Die negative Entwicklung der Jodzufuhr hat vor allem damit zu tun, dass 70–80 % der Lebensmittel nicht mehr zu Hause hergestellt werden und weniger als 10 % der industriell produzierten jodiertes Salz enthalten.

So viel Jod ist nötig

Die Empfehlungen für die tägliche Jodaufnahme hängen vor allem vom Alter ab:

  • Kinder bis 5 Jahre: 90 µg/d
  • Kinder von 6–12 Jahren: 120 µg/d
  • Erwachsene: 150 µg/d
  • Schwangere: 250 µg/d

Überwiegend pflanzenbasierte Kost deckt den Bedarf nicht

Dazu kommt, dass sich viele Menschen vegan bzw. vegetarisch ernähren und auf relevante Jodquellen – Seefisch, Milchprodukte, Eier – verzichten. Auch die Planetary Health Diet, eine nachhaltige, überwiegend pflanzenbasierte Kost, deckt nur zu 85 % den Jodbedarf Erwachsener und nur zu 50–60 % den von Schwangeren ab. Wird zusätzlich auf Milch verzichtet, sinken die Werte auf 34 % bzw. 20–30 % ab. Menschen, die sich (fast) ausschließlich pflanzlich ernähren, sollten daher auf mit Jod angereicherte Lebensmittel zurückgreifen und ggf. Supplemente nutzen.

Quelle: 20. Diabetologie-Update-Seminar