Histaminintoleranz im Visier Mit Schweinenieren gegen Histaminunverträglichkeit?

Autor: Dr. Vera Seifert

Eine Histaminunverträglichkeit wird hauptsächlich diätetisch behandelt. Eine Histaminunverträglichkeit wird hauptsächlich diätetisch behandelt. © DOC RABE Media - stock.adobe.com

Ein DAO-haltiger Extrakt aus Schweinenieren hat in ersten Studien Symptome einer Histaminunverträglichkeit reduziert. Die Wirkung basiert auf der gezielten Förderung des enzymatischen Histaminabbaus bei nachgewiesenem DAO-Mangel.

Eine Histaminunverträglichkeit wird hauptsächlich diätetisch behandelt. Womöglich könnte man auch an einer anderen Schraube drehen. Nahrungsergänzungsmittel aus Schweinenierenextrakt helfen, Histamin abzubauen, erste kleinere Studien geben Anlass zur Hoffnung.

Die Symptompalette einer Histaminunverträglichkeit ist breit. Häufig äußert sie sich durch plötzlichen Flush, Erytheme am Körper, Juckreiz sowie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Bauchschmerzen. Seltener treten respiratorische und kardiale Beschwerden auf. Die Diagnose bleibt schwierig – bislang gibt es keinen Laborwert, der den Verdacht verlässlich bestätigen oder ausschließen könnte, schreibt Dr. Peter Schweikert-Wehner, Apotheker am Kreiskrankenhaus Mechernich. Einen Hinweis liefern negative Tests auf andere Überempfindlichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln sowie eine verminderte Aktivität der Diaminoxidase (DAO) im Serum. Dieses Enzym sorgt für den Abbau von Histamin.

Etliche Arzneimittel schwächen die Wirkung der DAO ab und führen so zu einer erhöhten Histaminempfindlichkeit (siehe Tabelle). Problematisch könnte dies insbesondere bei Cimetidin werden, das von der Leitlinie zur Therapie einer Histaminunverträglichkeit empfohlen wird. Dabei steht jedoch dessen lokaler antihistaminerger Effekt in Kontrast zur histaminergen DAO-Hemmung.

Nahrungsergänzungsmittel unterstützt Histaminabbau

Behandelt wird die Histaminunverträglichkeit derzeit in erster Linie durch Anpassung der Ernährung. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die Symptome zu lindern – indem man einer ausgebremsten DAO wieder auf die Sprünge hilft und damit den Histaminabbau unterstützt. Diese Wirkung konnte für einen Proteinextrakt aus Schweinenieren, der DAO enthält, nachgewiesen werden. Der Extrakt darf seit 2017 als Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel unter bestimmten Umständen medizinisch eingesetzt werden. Voraussetzungen sind eine mittels Radioextraktionsassay nachgewiesene enzymatische Mindestkapazität des Enzyms sowie eine magensaftresistente Beschichtung.

Mehrere kleine Studien konnten einen positiven Effekt durch das Enzym bestätigen. So besserte sich in einer italienischen Studie bei 13 von 14 Patientinnen und Patienten mit Symptomen einer Histaminunverträglichkeit und entsprechender Diät mindestens ein Symptom durch den Proteinextrakt. Eine österreichische Studie mit 28 Personen mit unspezifischen abdominellen Symptomen und erniedrigten DAO-Werten, die über vier Wochen den Proteinextrakt einnahmen, zeigte ähnliche Ergebnisse. Die fünf häufigsten Beschwerden – Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Aufstoßen und Völlegefühl – besserten sich. Im Laufe der Nachbeobachtung stieg der Symptomscore allerdings erneut an und die zuvor unter Extrakteinnahme leicht erhöhten DAO-Werte sanken wieder ab.

Diese Medikamente hemmen die Diaminoxidase
Arzneimittelgruppe
  • Wirkstoff
Antiinfektiva/Antimalariamittel
  • Cefuroxim
  • Clavulansäure
  • Colistin
  • Pentamidin
  • Isoniazid
  • Chloroquin
Antihypertensiva
  • Clonidin
  • Dihydralazin
  • Verapamil
Analgetika
  • Metamizol
  • Diclofenac
  • Acetylsalicylsäure
  • Morphin
Antidepressiva
  • Amitriptylin
Antihistaminika
  • Promethazin 
    (H1-Antagonist)
  • Cimetidin 
    (H2-Antagonist)
Vitamine
  • Ascorbinsäure (C)
  • Thiamin (B1)
Diverse Gruppen
  • Acetylcystein
  • Metoclopramid
  • Suxamethonium
  • Cyclophosphamid

Die Datenlage zu dem DAO-haltigen Extrakt ist zurzeit noch unzureichend, räumt Dr. Schweikert-Wehner ein. Er hält einen Therapieversuch jedoch für gerechtfertigt.

Quelle: Schweikert-Wehner P. internistische praxis 2025; 69: 127-132