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Prostatakrebs Moderne Therapien scheinen Prognose verbessert zu haben

ASCO 2022 Autor: Josef Gulden

Von insgesamt 22.033 Patienten, die zwischen 2005 und 2015 operiert worden waren, entwickelten 5.963 (27 %) nach median etwas mehr als drei Jahren ein biochemisches Rezidiv. Von insgesamt 22.033 Patienten, die zwischen 2005 und 2015 operiert worden waren, entwickelten 5.963 (27 %) nach median etwas mehr als drei Jahren ein biochemisches Rezidiv. © iStock/ magicmine
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Genaue Daten zum Überleben sind nicht nur für die Beratung Betroffener und die Therapieentscheidung essenziell. Sie beeinflussen ebenfalls das Design klinischer Studien. Um mehr Klarheit zu verschaffen, analysierten Forschende das Risiko für Rezidive, Metastasierung und Mortalität nach radikaler Prostatektomie anhand von Daten der Veterans Health Administration.

Aktive Überwachung, die radikale Prostatektomie und Strahlentherapie sind etablierte Therapieoptionen im Frühstadium des lokal begrenzten Prostatakarzinoms mit niedrigem Rezidivrisiko. Die Prognoseaussichten nach Operation waren Gegenstand der retrospektiven Studie von Patienten, die in Institutionen der Veterans Health Administration behandelt worden waren. Diese betreibt in den USA mehr als tausend Gesundheitseinrichtungen, in denen jährlich etwa neun Millionen Veteranen und ihre Angehörigen versorgt werden.

In die Auswertung, die der Urologe Dr. Kristian Stensland, Michigan Medicine, Ann Arbor, präsentierte, gingen die Daten von Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom ein, die zwischen 2005 und 2015 mittels radikaler Prostatektomie behandelt und bis 2019 nachbeobachtet worden waren. Nicht eingeschlossen wurden Männer, die eine adjuvante Strahlen- oder Hormontherapie erhalten hatten. Die wichtigsten Endpunkte, die ermittelt wurden, waren

  • die Zeit von der Operation bis zum Auftreten eines biochemischen Rezidivs, definiert als ein PSA-Anstieg auf mindestens 0,2 ng/ml,
  • die Zeit vom biochemischen Rezidiv bis zum Auftreten von Metastasen sowie
  • die Zeit von der Metastasierung bis zum Tod.

Von insgesamt 22.033 Patienten, die zwischen 2005 und 2015 operiert worden waren, entwickelten 5.963 (27 %) nach median etwas mehr als drei Jahren ein biochemisches Rezidiv. Die errechneten Werte betrugen nach fünf Jahren 21 %, nach zehn Jahren 29 %. Bei 678 der Männer mit biochemischem Rezidiv wiederum wurden Metastasen gefunden (11 % derer mit biochemischem Rezidiv und 3,7 % aller Patienten). Die ermittelten metastasenfreien Überlebensraten nach fünf und zehn Jahren lagen bei 91 % bzw. 77 %. Und schließlich starben im Beobachtungszeitraum 235 dieser 678 Patienten mit Metastasen, also 35 % bzw. 1,07 % aller Patienten. Die Fünf- und Zehn-Jahres-Überlebensraten der Patienten mit Metastasierung betrugen 61 % bzw. 47 %, die mediane Überlebensdauer 8,8 Jahre.

Etwas mehr als jeder vierte Mann, der sich in den USA in der Zeit zwischen 2005 und 2015 einer radikalen Prostatektomie wegen eines Karzinoms unterzogen hatten, musste also binnen zehn Jahren mit einem biochemischen Rezidiv rechnen, und von diesen entwickelt ein gutes Zehntel Metastasen, die dann bei mehr als jedem Dritten zum Tod führen. Verglichen mit historischen Daten haben sich also die Heilungsraten bei diesen Patienten erhöht bzw. die rezidivfreien und Gesamtüberlebenszeiten haben sich verlängert. Mutmaßlich, so Dr. Stensland, hat zu dieser verbesserten Prognose vor allem bei metastasierten Tumoren die Einführung neuer konservativer Therapiemaßnahmen beigetragen. Dennoch könnte deren Anwendung dem Urologen zufolge sicherlich noch optimiert werden – beispielsweise durch neuartige Techniken der Bildgebung, mit denen sich Rezidive zuverlässiger entdecken und charakterisieren lassen.

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting