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Mukoviszidose: Zähes Warten auf die neue Lunge

Autor: Dr. Andrea Wülker

Die Wartelisten sind lang, aber um überhaupt auf eine zu gelangen, müssen einige Kriterien erfüllt sein. Die Wartelisten sind lang, aber um überhaupt auf eine zu gelangen, müssen einige Kriterien erfüllt sein. © fotolia/eunikas
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Eine Lungentransplantation kann zwar das Überleben von Mukoviszidose-Patienten deutlich verlängern. Die Frage, wer wann ein neues Organ erhalten soll, lässt sich allerdings gar nicht so leicht beantworten.

In den kürzlich veröffentlichten Richtlinien zur Organtransplantation gem. § 16 TPG heißt es: „Patienten können in die Warteliste zur Lungentransplantation aufgenommen werden, wenn die Überlebenswahrscheinlichkeit oder die Lebensqualität nach Einschätzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz mit Transplantation größer ist als ohne.“ Das bedeutet: Bevor der Kranke auf die Warteliste kommen kann, ist eine sorgfältige Evaluation durch qualifizierte Ärzte erforderlich.

Da einerseits Spenderorgane knapp sind, was zu Wartezeiten führt, und sich andererseits die terminale Lungenerkrankung bei zystischer Fibrose (CF) unerwartet rasch entwickeln kann, sollte der Patient nicht zu spät in einem Transplantationszentrum vorgestellt werden, forderte Dr. Christian Hügel von der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt.

Indikatoren, die für ein Prätransplantations-Assessment sprechen, sind aus seiner Sicht:

  • FEV1 < 30 % vom Soll und/oder rascher FEV1-Abfall trotz optimaler konservativer Behandlung
  • Malnutrition
  • Diabetes
  • weibliches Geschlecht
  • häufige Exazerbationen und/oder zunehmende Notwendigkeit intravenöser Antibiotikatherapien
  • rezidivierende, massive und therapierefraktäre Hämoptysen
  • rezidivierende oder komplizierte Pneumothoraces

Zusätzlich müssen individuelle Faktoren des Patienten wie Motivation, aktuelle Lebensqualität und soziales Umfeld berücksichtigt werden.

Transplantationen bei zystischer Fibrose in Zahlen

Im Jahr 2016 wurden weltweit knapp 3500 Lungentransplantationen durchgeführt, davon 488 bei CF-Patienten. Damit ist die Mukoviszidose nach der COPD und der idiopathischen interstitiellen Pneumonie die dritthäufigste Indikation für den Organersatz. Das mittlere Überleben lungentransplantierter CF-Patienten liegt mit 8,9 Jahren deutlich über demjenigen von COPD-Patienten (ca. 6 Jahre). In Deutschland werden die meisten Lungentransplantationen in Hannover, München und Essen durchgeführt.

Die International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT) nennt als mögliche Gründe für eine Meldung zur Lungentransplantation kontinuierlichen Sauerstoffbedarf, Hyperkapnie und pulmonale Hyper­tonie.

Warteliste mit klar definierten Hürden

Nicht alle Patienten werden ohne Weiteres in die Warteliste für eine Transplantation aufgenommen. Einschränkungen gibt es laut den Richtlinien zur Organtransplantation z.B. in folgenden Fällen:
  • Schädlicher Substanzgebrauch (Tabak, Alkohol, Cannabis, Opiate) und Abhängigkeitssyndrome ohne ausreichende Karenzzeit.
  • Bösartige Erkrankungen ohne ausreichendes rezidivfreies Intervall.
  • Lungenversagen mit invasiver Beatmung oder extrakorporalem Lungenersatz ohne vorherige Aufnahme in die Warteliste.
  • Besiedelung oder Infektion mit bestimmten therapieresistenten Krankheitserregern (kritisch sind z.B. Burkholderia cenocepacia, einige atypische Mykobakterien oder seltene Pilze wie Mucomurales).
Die Lungentransplantation kann die Überlebenszeit signifikant verlängern und die Lebensqualität verbessern, wenn sorgfältig ausgewählte Patienten im optimalen Zeitfenster im Transplantationszentrum vorgestellt werden, fasste Dr. Hügel zusammen.