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Parkinson Neue Methoden erleichtern die (Früh-)Diagnostik

Neuro-Update 2024 Autor: Birgit Maronde

Dies gelang ihnen bei 95 % der untersuchten 221 Parkinsonkranken und bei neun von zehn Patienten mit Levy-Körper-Demenz. Dies gelang ihnen bei 95 % der untersuchten 221 Parkinsonkranken und bei neun von zehn Patienten mit Levy-Körper-Demenz. © Alina - stock.adobe.com
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Die Diagnose der Parkinsonkrankheit wird vor allem klinisch gestellt. Sie beruht auf den Symptomen Hypokinese, Rigor und/oder Tremor. Doch auch im Blut lässt sich die Erkrankung mittlerweile erkennen und von einer Multisystematrophie abgrenzen, berichtete Prof. Dr. ­Heinz ­Reichmann vom Universitätsklinikum in Dresden. 

Japanische Wissenschaftler untersuchten 2023 die Seren von Patienten mit verschiedenen Synucleopathien sowie von 128 Kontrollen mithilfe eines speziellen Verfahrens (IP/RT-QuIC*), um pathogene α-Synuclein-Aggregate nachzuweisen. Dies gelang ihnen bei 95 % der untersuchten 221 Parkinsonkranken und bei neun von zehn Patienten mit Levy-Körper-Demenz. Von den 39 Patienten mit Multisystematrophie (MSA) waren dagegen nur 14 (64 %) positiv. Zwischen Parkinsonkranken und Kontrollpersonen sowie zwischen MSA-Betroffenen und Kontrollen war der Unterschied hochsignifikant. Auch konnte der Test zuverlässig zwischen Parkinson und MSA unterscheiden. 

Bei vier von neun Patienten mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung ließen sich ebenfalls pathologische Proteine nachweisen. Dies passt zu der Beobachtung, dass das Parkinsonrisiko bei einer solchen Störung etwa 90 % beträgt, sagte der Kollege. Auch in den Seren von elf Kontrollen – alle älter als 80 Jahre – fanden sich abnorme α-Synuclein-Aggregate. Ob diese Senioren noch Parkinson entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Die Unterscheidung zwischen Parkinsonkrankheit und MSA gelang auch anhand der Morphologie der Serum-IP/RT-QuIC-Produkte, berichtete Prof. Reichmann. Für ihn hat die Studie eine überragende Bedeutung. Man müsse jedoch abwarten, welche Labore das komplexe Nachweisverfahren künftig etablieren werden.

Ebenfalls neue, aber ganz andere diagnostische Ansätze funktionieren auf der Basis von Apps und Wearables. Prof. Reichmann und Kollegen haben z.B. für die Parkinson-Frühdia­gnostik die App iPrognosis entwickelt. Sie analysiert u.a. anhand von Selfies den Gesichtsausdruck und hilft so, zwischen Hypomimie und Depression zu unterscheiden.

Andere Tools erfassen via Sensoren an Armen und Beinen die Beweglichkeit der Patienten. Erkennt man auf diesem Weg ein Muster, kann man die Medikation gezielter anpassen, als es aufgrund anamnes­tischer Aussagen möglich ist. Denn diese sind meist von der aktuellen Stimmungslage des Patienten beeinflusst, so Prof. Reichmann. Ist er schlecht drauf, wird er seine Beweglichkeit in den Wochen zuvor eher negativ bewerten, geht es ihm gerade sehr gut, fällt die Bewertung seiner Motorik womöglich zu positiv aus. 

*    Immunoprecipitation-based real-time quaking-induced conversion

Quelle: 16. Neurologie-Update-Seminar