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Pilonidalsinus Neues Instrumentarium für den Fistel-Friseur

Autor: Friederike Klein

Der Eingriff kann in einer Tagesklinik erfolgen, die Patienten benötigen keine längere Krankschreibung. Der Eingriff kann in einer Tagesklinik erfolgen, die Patienten benötigen keine längere Krankschreibung. © tolgasez33 – stock.adobe.com; Science Photo Library/Shemilt, Jane
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Mit einem Fistuloskop lassen sich bei einer Steißbeinfistel die Haare besonders gut aufsuchen und entfernen. Ein Chirurg berichtet über seine Erfahrungen mit der Methode.

Trotz der unbestreitbar guten Ergebnisse, die sich mit den Fistuloskopen erzielen lassen, findet sich in der deutschen S3-Leitlinie zum Sinus pilonidalis keine Empfehlung für das endoskopische Verfahren. Als Grund dafür führen die Verfasser die fehlende Literaturevidenz sowie die recht hohen Kosten für das Equipment und mögliche Folgekosten an.

Dr. Christian Angerer von der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des Landeskrankenhauses Bludenz bezifferte die Anschaffungskosten für das von ihm eingesetzte Fistuloskop samt Zubehör auf etwa 6.000 Euro. Als Verbrauchsmaterial kommen für jedes Einmalbürstchen zum Débridement von Sinus und Fistelgängen noch rund 20 Euro hinzu, meinte er.

Gerät gibt direkten Blick auf Fistelgänge und Abszesshöhle

Dr. Angerer zufolge bietet die Methode große Vorteile. Sie erlaube, den gesamten Operationsvorgang unter endoskopischer Sicht durchzuführen: Angefangen bei der Inspektion der Sinuskavität, der Fistelgänge und der Abszesshöhlen bis hin zur Haarentfernung, der Ablation sowie dem Débridement von Sinushöhle und Fistelgängen. Nach Dr. Angerers Erfahrung lassen sich alle Haare akribisch einzeln herausholen. Teilweise fördere er aber auch ganze Büschel zutage.

Der Chirurg berichtete über die ersten 200 Eingriffe mit EPSiT, wie die endoskopischen Pilonidalsinustherapie abgekürzt bezeichnet wird, die er selber bei 179 Patienten am Landeskrankenhaus Bludenz durchgeführt hat. In den meisten Fällen erfolgte der Eingriff in Spinalanästhesie (81 %), die Dauer der Operationen lag im Mittel bei 32 Minuten. Bei sehr vielen Pori, Fistelgängen und Haaren kann es aber auch deutlich länger dauern, so der Experte. 50 % der Patienten hatten lediglich Pori, 46 % zusätzlich noch laterale Fistelöffnungen. Ein Viertel wies zwei, ein Drittel auch drei oder mehr Pori auf.

Oft sind es nur wenige Haare, manchmal über hundert

Bei 26 % der Betroffenen entfernte Dr. Angerer bis zu fünf Haare. Bei 18 % waren es sechs bis zwanzig, bei 11 % sogar mehr als hundert. Ein Pilonidalsinus ohne Haare fand sich bei 22 % der Patienten. Nach dem Eingriff waren die Schmerzen, die Dr. Angerer anhand einer visuellen Analogskala erfasst, gering. Alle Patienten bekamen prophylaktisch über vier Tage Analgetika.

Nach einem Monat war bei zwei Dritteln der Operierten der Wundverschluss erreicht, nach vier Monaten bei 87 %. Bei 24 der Patienten waren insgesamt 29 erneute EPSiT erforderlich. Zu schwerwiegenden Komplikationen kam es in keinem Fall. Zwei Patienten berichteten postoperativ über Harnverhalt, drei über Rückenschmerzen noch zwei Monate nach der Spinalanästhesie. Ein Patient hatte bis zwei Tage nach dem Eingriff leichtes Fieber.

Das kosmetische Ergebnis ist sehr gut, betonte Dr. Angerer: Durch das initiale Ausstanzen der Öffnung entsteht nur eine sehr kleine äußere Wunde, die meist rasch heilt. Die Wundpflege ist einfach und erfolgt in der Regel durch einen Pflasterverband. Der Eingriff kann in einer Tagesklinik erfolgen, die Patienten benötigen keine längere Krankschreibung.

Quelle: 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress