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Testosteronmangel Niedrige Hormonspiegel begünstigen bei Hochbetagten Anämie und Muskelschwäche

Autor: Michael Brendler

Bei der Entscheidung pro oder kontra Hormonsubstitution gelte es dann wieder, die jeweiligen Risiken und Vorteile abzuwägen. Bei der Entscheidung pro oder kontra Hormonsubstitution gelte es dann wieder, die jeweiligen Risiken und Vorteile abzuwägen. © Aleksandra Gigowska – stock.adobe.com
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Laborchemisch haben Männer in der dritten Lebensdekade den Zenit ihrer Männlichkeit erreicht. Um bis zu 2 % schrumpft danach jedes Jahr ihr Spiegel an freiem Testosteron.

Spanische Forscher konnten bei rund jedem zweiten Mann auf akutgeriatrischen Stationen – Durchschnittsalter 86 Jahre – einen Hypogonadismus feststellen.

Studie mit 167 Männern aus der Akutgeriatrie

Testosteron ist für den Muskelaufbau, für den Erhalt der Knochenstabilität und die Bildung von Erythrozyten wichtig, erläutert Dr. Sabine Schlüssel von der geriatrischen Abteilung des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aber ist auch der Umkehrschluss richtig, dass Senioren mit pathologischen Testosteronwerten verstärkt unter Sarkopenie, Osteoporose und Anämien leiden? Das hat Dr. Schlüssel nun versucht, zusammen mit Kollegen in einer Studie herauszufinden. Probanden waren 167 Männer der eigenen Akutgeriatrie, die im Durchschnitt 81 Jahre alt waren und unter acht diagnostizierten Krankheiten litten. Gemessen wurden bei ihnen neben den entsprechenden Laborparametern u.a. die Knochendichte, die Griffkraft und die Muskelmasse.

Ein Hypogonadismus ließ sich bei 62 % der Untersuchten feststellen – von denen wiederum 83 % (86 Versuchspersonen) entsprechende klinische Symptome aufwiesen. Dazu gehörten Anämie, Sarkopenie und/oder erniedrigte Knochendichte. Bei den Männern mit biochemischem Hypogonadismus fanden sich im Vergleich zu den Kontrollen – nach Adjustierung nach Alter, BMI und glomerulärer Filtrationsrate – eine verminderte Stärke der Griffkraft (25 statt 28 kg) und niedrigere Hämoglobin-Werte (Mittelwert 11,4 statt 12,2 g/dl). Bei der Knochendichte fanden sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Dasselbe galt für die Muskelmasse. Eine Beobachtung, die dafür spricht, dass sich der Hormonmangel schneller auf die Muskelkraft als auf die -masse auswirkt, kommentieren die Autoren. „Ein Hypogonadismus ist häufig unter geriatrischen Patienten“, fasst Dr. Schlüssel ihre Ergebnisse zusammen. Deshalb sollten bei einer Anämie mit unbekannter Ursache, bei einer Osteoporose oder Sarkopenie in diesem Kollektiv stets die Testosteronspiegel bestimmt werden. Bei der Entscheidung pro oder kontra Hormonsubstitution gelte es dann wieder, die jeweiligen Risiken und Vorteile abzuwägen.

Quellen:
1. Schluessel S et al. Z Gerontol Geriatr 2023; DOI: 10.1007/s00391-023-02235-7
2. Iglesias P et al. J Endocrinol Invest. 2014; 37: 135-141; DOI: 10.1007/s40618-013-0009-x