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Oligometastasierter Brustkrebs NRG-BR002: zusätzliche stereotaktische Radiotherapie wohl ohne Vorteil

ASCO 2022 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Die Patient:innen hatten mit 79 % mehrheitlich ein HR+/HER2- Mammakarzinom und maximal vier extrakraniale Metastasen. Die Patient:innen hatten mit 79 % mehrheitlich ein HR+/HER2- Mammakarzinom und maximal vier extrakraniale Metastasen. © iStock/ Marcela Ruth Romero
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Patient:innen mit oligometastasiertem Mammakarzinom – definiert als maximal vier Metastasen – scheinen prognostisch nicht davon zu profitieren, wenn die Metastasen zusätzlich zur adäquaten systemischen First-Line-Therapie stereotaktisch bestrahlt werden.

Bislang gibt es zu der Fragestellung, ob oligometastasierte Brustkrebs-Patient:innen prognostisch davon profitieren, wenn sie zusätzlich zur adäquaten Systemtherapie eine lokale, gegen die Metastasen gerichtete Behandlung erhalten, nur limitierte Daten. Bereits 2014 wurde daher die randomisierte Phase-2R/3-Studie NRG-BR002 initiiert, berichtete Prof. Dr. Steven J. Chmura, Comprehensive Cancer Center, University of Chicago Medicine.

Die Patient:innen hatten mit 79 % mehrheitlich ein HR+/HER2- Mammakarzinom und maximal vier extrakraniale Metastasen. Erkrankte mit Hirnmetastasen waren ausgeschlossen. Die auf den Mammakarzinomsubtyp abgestimmte systemische Standardtherapie wurde im experimentellen Arm um eine gegen Metastasen gerichtete lokale Behandlung ergänzt: Fast alle Patient:innen erhielten eine stereotaktische Bestrahlung (SBRT) und eine Patientin eine Metastasenresektion. Die Teilnehmenden waren bei Studienbeginn seit maximal einem Jahr krankheitsstabil.

Keine bessere Prognose durch Metastasenablation

Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Phase-2R-Studie mit insgesamt 125 auswertbaren
Patient:innen und dem PFS als primärem Studienendpunkt. Das Konzept sah vor, die Phase-2R – falls sie positiv wäre – in eine Phase-3-Studie zu überführen.

Nach einer reifen medianen Beobachtungszeit von 35 Monaten ergaben sich keine prognostischen Vorteile zugunsten der zusätzlich lokal behandelten Patient:innen. Das mediane PFS war im Kontrollarm numerisch sogar länger (23,0 Monate vs. 19,5 Monate; HR 0,92; p = 0,36). Nach drei Jahren waren noch 38,1 % der zusätzlich lokal behandelten Patient:innen progressionsfrei im Vergleich zu 32,8 % im Kontrollarm. Die Drei-Jahres-Überlebensrate betrug 68,9 % versus 71,8 % (HR 1,23; p = 054). Das mediane Gesamtüberleben war bei Auswertung in beiden Studienarmen noch nicht erreicht.

Eine weitere Analyse ergab, dass die zusätzliche SBRT zwar die Rate neuer Metastasen im Bestrahlungsbereich deutlich reduziert hatte mit 7 % im Vergleich zu 29 %, nicht aber außerhalb des Bestrahlungsfeldes. Hier hatten jeweils etwa 40 % der Patient:innen im Therapieverlauf neue Metastasen entwickelt. Eine nicht geplante Subgruppenauswertung, die Prof. Chmura als „hypothesengenerierend“ bezeichnete, weise darauf hin, dass Patient:innen mit nur einer Metastase von der Standardtherapie profitieren.

Das Konzept „Kuration durch Metastasenablation“ sei möglicherweise kein sinnvoller Ansatz, resümierte der Experte. Die geplante Weiterführung als Phase-3-Studie werde es nicht geben. Der Radioonkologe Prof. Dr. Gaorav Gupta, University of North Carolina, Chapel Hill, der die Ergebnisse kommentierte, schloss nicht aus, dass es klinische Situationen gebe, in denen eine Metastasenablation für oligometastasierte Patient:innen prognostisch von Bedeutung sei. Unterschiede in Abhängigkeit von der Tumorbiologie könnten ebenso wenig ausgeschlossen werden wie unterschiedliche Resistenzmechanismen gegenüber der jeweiligen Systemtherapie.

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting