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Mammakarzinome wenn möglich brusterhaltend operieren

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die mastektomierten Frauen hatten sowohl ein signifikant schlechteres Gesamt- als auch brustkrebsspezifisches Überleben. Die mastektomierten Frauen hatten sowohl ein signifikant schlechteres Gesamt- als auch brustkrebsspezifisches Überleben. © iStock/spukkato
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Bei Brustkrebs danken viele, dass eine radikale Mastektomie die sicherere Lösung ist. Schwedische Wissenschaftler raten allerdings, besser brusterhaltend zu operieren, die Überlebensraten scheinen besser.

Bei jeder Brustkrebspatientin mit operablem Tumor stellt sich die Frage nach der chirurgischen Herangehensweise. Zwar ist in der Mehrzahl der Fälle eine brusterhaltende OP möglich und in Kombination mit einer anschließenden Bestrahlung hat sie gegenüber der Mastektomie auch keine Nachteile. Dennoch entscheiden sich einige Frauen für die Entfernung der gesamten Brust – meist in der Annahme, ein radikalerer Eingriff böte mehr Sicherheit und mache die Bestrahlung überflüssig.

Das aggressivere Vorgehen rettet aber wohl keine Leben, im Gegenteil. Die zurückhaltende Strategie scheint mit einem deutlichen Überlebensvorteil einherzugehen, wie Professor Dr. Jana de Boniface vom Capio St. Göran‘s Hospital in Stockholm und Kollegen berichten. Sie analysierten im Rahmen einer Registerstudie die Daten von 48 986 Schwedinnen mit einem invasiven Mammakarzinom im Stadium T1 bis T2 (Tumorgröße bis 5 cm) sowie bis zu zehn befallenen Lymphknoten (N0 bis 2). Bei 29 367 von ihnen hatte man sich für einen Brusterhalt mit Radiatio entschieden, 12 413 unterzogen sich einer Mastektomie ohne Radiatio und 7206 einer Mastektomie mit Radiatio.

Wenn möglich, einen Brusterhalt vorziehen

Auch wenn die Wissenschaftler bei ihren Berechnungen verschiedene potenzielle Störvariablen – u.a. Tumorbiologie, Therapien, Alter, Bildungsgrad, sozioökonomischer Status sowie Komorbiditäten – berücksichtigten, hatten die mastektomierten Frauen unabhängig davon, ob sie zusätzlich bestrahlt worden waren oder nicht, innerhalb der folgenden fünf Jahre (mediane Follow-up-Zeit 6,28 Jahre) sowohl ein signifikant schlechteres Gesamt- als auch brustkrebsspezifisches Überleben.

Wann immer bei einer Mammakarzinompatientin ein Brusterhalt möglich ist, sollte dieser der Mastektomie vorgezogen werden, lautet daher das Fazit der Forscher. Warum das zurückhaltende Vorgehen einen so deutlichen Prognosevorteil bietet, können sie allerdings nicht erklären. Möglicherweise spielen weitere Kofaktoren, welche in der Kohortenstudie nicht berücksichtigt wurden (z.B. Rauchstatus oder BMI), diesbezüglich eine wichtige Rolle.

Auch Dr. Lisa Newman von Weill Cornell Medicine in New York hat in ihrem begleitenden Editorial keine abschließende Antwort auf diese Frage. Sie betont jedoch: Die brusterhaltende Therapie stellt für Frauen mit einem frühen Mammakarzinom auf jeden Fall eine sichere und effektive Behandlungsstrategie dar.

Quelle:
1. de Boniface J et al. JAMA Surg 2021; DOI: 10.1001/jamasurg.2021.1438
2. Newman LA. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamasurg.2021.1450