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Brustkrebs Residuelle Tumorlast nach Neoadjuvanz kann als Prognosemarker dienen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die RCB bildet das Ausmaß verbleibender invasiver Krebszellen im Brust- bzw. Lymphknotengewebe nach neoadjuvanter Chemotherapie ab. Die RCB bildet das Ausmaß verbleibender invasiver Krebszellen im Brust- bzw. Lymphknotengewebe nach neoadjuvanter Chemotherapie ab. © iStock/Amornrat Phuchom
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Beim Hochrisiko-Mammakarzinom stellt die residuelle Tumorlast nach neoadjuvanter Chemotherapie – unabhängig vom Krebssubtyp und dem Therapieschema – einen wertvollen Prognosemarker dar. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher nach der Auswertung umfangreicher Studiendaten.

Die residuelle Tumorlast (RCB) bildet das Ausmaß verbleibender invasiver Krebszellen im Brust- bzw. Lymphknotengewebe nach neoadjuvanter Chemotherapie ab. Sie errechnet sich aus der absoluten und relativen Größe des invasive Zellen enthaltenden Tumorbetts, der Anzahl befallener Lymphknoten sowie der maximalen Größe der Lymphknotenmetastasen. Man unterscheidet vier RCB-Kategorien: RCB-0 entspricht der kompletten pathologischen Remission (pCR), RCB-I, -II und -III korrelieren mit steigenden Residualtumorbelastungen. Kollegen um Professor Dr. William Fraser Symmans vom MD Anderson Cancer Center in Houston prüften nun, welcher Zusammenhang zwischen der RCB und der Überlebensprognose von Patientinnen mit einem neoadjuvant behandelten Mammakarzinom im Stadium II bzw. III und molekulargenetisch hohem Risiko für ein frühes Rezidiv besteht.

Hierzu werteten sie die Daten der multizentrischen Plattformstudie I-SPY2 aus, in der die Autoren neue neoadjuvante Kombinationen mit einer alleinigen Taxan- und Anthrazyklin-basierten Standardchemotherapie verglichen hatten. Die vorliegende Analyse umfasste 938 Teilnehmerinnen, die mit einer der zehn ersten experimentellen Substanzen behandelt worden waren und sich anschließend einem operativen Eingriff unterzogen hatten. In allen Fällen wurde die RCB bestimmt. Gemäß HR- und ERBB2-Status unterschieden die Wissenschaftler vier verschiedene Phänotypen: HR-positiv/ERBB2-negativ, HR-negativ/ERBB2-negativ, HR-positiv/ERBB2-positiv und HR-negativ/ERBB2-positiv. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 52 Monate. Das ereignisfreie Überleben (EFS) bildete den Prognoseendpunkt.

Den Berechnungen der Autoren zufolge korrelierte die RCB signifikant mit der Prognose: Pro höherer RCB-Klasse verschlechterte sich das EFS-Risiko der Frauen mit einem

  • R-positiven/ERBB2-negativen Krebs um den Faktor 1,75,
  • HR- und ERBB2-positiven Tumor um den Faktor 1,55,
  • HR-negativen/ERBB2-positiven Karzinom um den Faktor 2,39
  • HR- und ERBB2-negativen Tumor um den Faktor 1,99.

Die Prognoserelevanz der RCB bestand dabei sowohl in der Gruppe der mit den Studiensubstanzen behandelten Patientinnen – unabhängig davon, ob der Wirkstoff letztlich die Wahrscheinlichkeit für eine pCR erhöhte oder nicht – als auch bei den Kontrollen. Explorativanalysen belegten, dass einige der Substanzen die RCB reduzierten und das EFS signifikant verbesserten.

Die standardisierte Quantifizierung von Tumorresiduen im Resektionsmaterial bildet das Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie differenziert ab, schlussfolgern die Autoren. Sie halten die RCB für einen wertvollen Parameter, anhand dessen unter Umständen klinische Behandlungsentscheidungen getroffen werden können. Weitere randomisierte Studien müssen nun diese Ergebnisse bestätigen.

Quelle: Symmans WF et al. JAMA Oncol 2021; 7: 1654-1663; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.3690