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Mammakarzinom OP nach mehr als acht Wochen kostet Lebenszeit

Autor: Dr. Franziska Hainer

Nach einer Brustkrebsdiagnose sollte die operative oder neoadjuvante Therapie so schnell wie möglich beginnen.
Nach einer Brustkrebsdiagnose sollte die operative oder neoadjuvante Therapie so schnell wie möglich beginnen. © Axel Kock – stock.adobe.com
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Wenn die Brustkrebsdiagnose steht, sollten Patientinnen rasch operiert werden. Denn vergehen mehr als zwei Monate, sinkt die Fünf-Jahres-Überlebensrate.

Brustkrebspatientinnen, deren Eingriff später als acht Wochen nach Diagnosestellung erfolgt, haben offenbar eine schlechtere Prognose als Frauen, die früher operiert werden. Davor scheint das Überleben nach Mammakarzinom-Operation nicht mit dem Zeitpunkt des Eingriffs assoziiert zu sein, so eine amerikanische Untersuchung. 

Für ihre Studie griffen Dr. ­Alyssa ­Wiener von der University of Wisconsin und Kollegen auf Daten des nationalen Krebsregisters zurück. 373.334 Patientinnen mit Brustkrebs-Erstdiagnose zwischen 2010–2014 (Follow-up 2019) wurden eingeschlossen, ihr medianes Alter lag bei 61 Jahren. Im Median wurde an Tag 30 operiert, die Fünf-Jahres-Überlebensrate betrug 90 %.

Die Patientinnen mit OP in Woche 9 (57–63 Tage) oder später hatten eine signifikant erhöhte Fünf-Jahres-Sterberate (Hazard Ratio 1,15), verglichen mit den in den ers­ten vier Wochen operierten Frauen. 

Der Zeitpunkt der OP hing auch vom Verfahren ab

Innerhalb der ersten 56 Tage zeigte sich dagegen kein signifikanter Zusammenhang zwischen OP-Zeitpunkt und Gesamtüberleben. Maßgeblicher Faktor für das Outcome waren die Tumoreigenschaften.

Beeinflusst wurde die Terminierung des Eingriffs unter anderem durch die OP-Technik: Rekonstruktive Operationen wurde median an Tag 38 durchgeführt, nicht-rekonstruktive an Tag 29. Als Ursache dafür vermuten die Autoren die für die Rekonstruktion aufwendigeren Vorbereitungen. 

Zudem gibt es für spätere Eingriffe offenbar zwei weitere Gründe: Frauen mit einem Alter < 45 Jahren hatten im Vergleich zu älteren Patientinnen ein größeres Risiko, spät operiert zu werden (Odds Ratio, OR, 1,64, Tag 61–74). Das Gleiche galt für Betroffene mit einem niedrigen sozioökonomischen Status. 

Dass Medicaid-Versicherte (OR 2,13, Tag 61–74) und Patientinnen ohne Krankenversicherung spätere OP-Termine erhielten, muss den Autoren zufolge genauer evaluiert werden. Die Therapie sollte für alle Patientinnen so früh wie möglich und so umfassend wie nötig beginnen.

Doch ein schneller OP-Termin dient nicht per se der besseren Versorgung, warnt Onkologin Dr. Rita ­Mukhtar von der University of California in San Francisco. Ziel sollte nicht die schnellere, sondern vor allem die beste Behandlung sein. Dazu gehöre es, vor einer OP die­jenigen Patientinnen zu identifizieren und ggf. zu behandeln, die auf neoadjuvante Therapien ansprechen könnten.

Quellen: 1. Wiener AA et al. JAMA Surg 2023; DOI: 10.1001/jamasurg.2022.8388 / 2. Mukhtar RA, Essermann LJ. JAMA Surg 2023: DOI: 10.1001/jamasurg.2022.8395