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Psychische Gesundheit von Kindern Pandemie wirft lange Schatten auf die Kinderpsyche

Autor: Dr. Franziska Hainer

Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen - das alles sind Auswirkungen der Coronapandemie bei Kindern und Jugendlichen. Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen - das alles sind Auswirkungen der Coronapandemie bei Kindern und Jugendlichen. © Marina Andrejchenko – stock.adobe.com
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Psychische Auffälligkeiten bei Schülern haben mit Beginn der Coronapandemie zugenommen und bestehen auch nach deren Ende auf hohem Niveau fort. Am stärksten betroffen sind die Grundschüler, wie eine Studie von Dr. Franziska­ Reiß­, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Kollegen zeigt. 

Die Gruppe befragte im Rahmen der COPSY*-Studie von Mai 2020 bis Februar 2022 in vier Wellen jeweils etwa 1.400 bis 1.500 Familien mit Schülern im Alter zwischen 7 und 19 Jahren. Die Termine lagen im Mai/Juni 2020, im Dezember/Januar 2020/21, im September/Oktober 2021 und im Februar 2022. Die Auffälligkeiten wurden mit dem Strengths and Difficulties Question­naire im Elternbericht erfasst. Zudem bewerteten die Väter und Mütter das Belastungserleben und den Unterstützungsbedarf mittels mehrstufiger Antwortskalen. Zum Vergleich mit der Situation vor der Pandemie zogen die Studienautoren die BELLA-Studie zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland mit dem Erhebungszeitraum 2014 bis 2017 heran.

Die jüngsten Schüler litten am meisten

Bei den Grundschülern stieg die Rate an Auffälligkeiten von präpandemisch 16,9 % auf 40 % im zweiten Lockdown-Winter 2020/2021, danach sank sie auf ca. 30 % ab. Auch die Schüler von Gesamt-, Haupt- und Realschulen zeigten bei der zweiten Befragung mehr psychische Auffälligkeiten (präpandemisch 21,4 %, im Winter 20/21 30,9 %), wobei die Rate bis zum Februar 2022 konstant blieb.

Der Lockdown-Winter 2020/2021 stellte auch die Gymnasiasten und Fachoberschüler auf die Probe. 21,1 % von ihnen ließen zu diesem Zeitpunkt auffälliges psychchisches Verhalten erkennen, vor der Pandemie waren es 8,9 %. Bei der dritten und vierten Befragung sanken die Werte auf etwa 19 % ab.

An den Förderschulen wurde eine konstant hohe Prävalenz psychischer Auffälligkeiten festgestellt. Mit 60,5 % zum Zeitpunkt der ersten Befragung lag der Wert ähnlich hoch wie vor der Pandemie mit 57,6 %. In der dritten und vierten Stichprobe lag die Häufigkeit mit jeweils etwa 52 % unter dem präpandemischen Niveau.

Bei den jüngeren Kindern dominierten Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität, in den weiterführenden Schulen standen Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen im Vordergrund. Dass Gymnasiasten seltener psychisch auffielen als gleichaltrige Schüler von Haupt-, Real- und Gesamtschulen, führen die Autoren auf den bei Gymnasiasten meist höheren Sozialstatus zurück.

* COrona und PSYche

Quelle: Reiß F et al. Bundesgesundheitsbl 2023; DOI: 10.1007/s00103-023-03674-8