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Sensitiver Magenkrebs Präoperatives Ansprechen ausschlaggebend für postoperative Chemotherapie

Autor: Josef Gulden

Bei Stadium II muss die Muscularis propria infiltriert sein, bei Stadium III die Subserosa. Bei Stadium II muss die Muscularis propria infiltriert sein, bei Stadium III die Subserosa. © endoskopiebilder.de/Immanuel Albertinen Diakonie­, Hamburg
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Betrachteten die Autoren einer Registeranalyse rein das Gesamtüberleben je nach präoperativer Chemosensitivität resektabler Magenkarzinome, so galt: Je sensitiver der Tumor, desto länger das Leben. Auf den Nutzen einer postoperativen Chemotherapie traf das so jedoch nicht zu.

Auch frühe, operable Stadien des Magenkarzinoms gehen für die Betroffenen mit einer schlechten Prognose einher. Adjuvante Chemotherapie ist eine zusätzliche Option, aber das Ansprechen ist sehr variabel und die postoperative Komponente kann weniger als der Hälfte der Patienten vollständig verabreicht werden. Inwiefern das präoperative Ansprechen mit der Wirksamkeit der postoperativen Therapie in Zusammenhang steht, versuchten US-amerikanische Onkologen in einer Registerstudie herauszufinden.

Das Team um Dr. Lei Deng vom Roswell Park Comprehensive Cancer Center in Buffalo nutzte die National Cancer Database, die mehr als 70 % aller Patienten mit Magenkarzinom in den USA enthält. Sie schlossen knapp 2.400 Menschen mit Tumoren der Stadien II und III aus den Jahren 2006 bis 2017 ein. Als sehr sensitiv gegenüber der neoadjuvanten Chemotherapie klassifizierten sie Tumoren, die darauf mit einer pathologischen Komplettremission angesprochen hatten (7 %), als sensitiv, wenn sich der Tumor verkleinert (31 %) und als refraktär, wenn er sich höchstens stabilisiert hatte (62 %).

Seltener adjuvante Chemo bei refraktären Tumoren

Mit 64 % erhielten die meisten der Teilnehmer adjuvant keine Chemotherapie. Die Wahrscheinlichkeit für diese Behandlung nach der OP sank signifikant mit

  • höherem Alter (OR 0,99),
  • der Komorbidität (OR 0,71),
  • längerer Zeit zwischen präoperativer Chemotherapie und dem Eingriff (OR 0,99),
  • längerer Hospitalisierungsdauer nach der Operation (OR 0,95),
  • aber vor allem mit einem schlechteren Ansprechen auf die präoperative Behandlung (sehr sensitiv vs. refraktär: OR 0,58; sensitiv vs. refraktär: OR 0,96).

In der Gesamtkohorte korrelierte die postoperative Chemotherapie nicht mit einem längeren Überleben (HR 0,88; 95%-KI 0,75–1,02).

Im Vergleich zu denjenigen, die gegen die neoadjuvante Therapie refraktär waren, hatten die Teilnehmer mit sensitiven Tumoren deutlich bessere Überlebenschancen (HR 0,39). Wie die Autoren schreiben, waren sie noch besser für die sehr sensitive Kohorte, die präoperativ eine Komplettremission erreicht hatte (HR 0,12).

Kein Vorteil für sehr sensitiven Magenkrebs

Allerdings erhöhten sich die Überlebensaussichten mit einer adjuvanten Chemotherapie nur bei Vorliegen einer sensitiven Erkrankung signifikant – nicht jedoch bei sehr sensitivem Ansprechen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate der als sensitiv eingestuften Patienten betrug mit vs. ohne postoperative Behandlung 73,8 % vs. 65,0 % (HR 0,64). Doch weder diejenigen mit sehr sensitiver noch mit refraktärer Erkrankung lebten nach einer adjuvanten Chemotherapie länger (80,0 % vs. 90,8 %; HR 2,45 und 41,8 % vs. 40,7 %; HR 0,93). Die Daten, so die Autoren, könnten helfen, in künftigen Studien noch stärker personalisierte Strategien für solche Patienten zu entwickeln.

Quelle: Deng L et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2135340; DOI: 10.1001/jamanetwork­open.2021.35340