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Allergien bei Babys Prävention mit Kochtopf und Gemüsebrei

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die beste Basis für ein vielfältiges Mikrobiom und damit eine Voraussetzung für den optimalen Schutz vor allergischen Erkrankungen bildet eine gemüsebetonte und selbstgekochte Kost. Die beste Basis für ein vielfältiges Mikrobiom und damit eine Voraussetzung für den optimalen Schutz vor allergischen Erkrankungen bildet eine gemüsebetonte und selbstgekochte Kost. © Тимур Конев – stock.adobe.com
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Werdende Eltern möchten ihrem Nachwuchs eine Allergie gerne ersparen – insbesondere, wenn schon ein Geschwisterkind oder sie selbst Allergiker sind. Die Prävention beginnt bereits vor der Geburt des Kindes und setzt sich bis ins erste Lebensjahr fort. Den einen richtigen Weg gibt es allerdings nicht.

Wichtig für die Allergieprävention beim Kind ist, dass sich bereits die werdende Mutter ausgewogen, abwechslungsreich und nährstoffbedarfsdeckend ernährt. Der Speiseplan sollte gemüsebetont und vielseitig zusammengestellt sein – im Sinne der mediterranen Kost. Von diätetischen Restriktionen, mit denen der Allergieentstehung beim Kind vermeintlich vorgebeugt werden soll, nimmt die Schwangere besser Abstand, erläutert Dr. Yvonne­ Braun, Ernährungsberaterin in Baierbrunn. Am besten kocht man die Gerichte selbst, meint sie. Denn ein großer Anteil hochverarbeiteter Lebensmittel kann das Risiko für allergische Rhinitis, Asthma, Giemen und Neurodermitis beim Kind steigern.

Für die Autorin stehen einfache Rezepte im Mittelpunkt, die einen gewissen Anteil an Milch und Milchprodukten mit natürlichem Fettgehalt vorsehen, darunter fermentierte Erzeugnisse wie Joghurt. Besteht bei der Schwangeren eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie, sollte sie die auslösenden Obst-, Gemüse- und Nusssorten austauschen oder in verträglicher Form – meist genügt ausreichendes Erhitzen – zu sich nehmen. 

Von besonderer Bedeutung während der Schwangerschaft ist Fisch. Studienergebnisse sprechen dafür, dass eine schlechte Versorgung mit den essenziellen Fettsäuren aus Seefisch das Risiko für allergische Erkrankungen beim Kind erhöht. Idealerweise wird der Versorgungsstatus der Frau ermittelt und bei Bedarf supplementiert. 

Kuhmilchbasierte Formula nicht einfach so zufüttern

Hinsichtlich der Säuglingsernährung ist schon ab der Geburt einiges zu beachten. Wenn die Frau ausschließlich stillen möchte, sollte das Kind in den ersten Lebenstagen keine kuhmilchbasierte Formulanahrung erhalten, falls keine medizinische Indikation hierfür vorliegt. Eine vorübergehende Gabe von Pre- oder hypoallergener Nahrung in den ersten 24 Stunden erhöht bereits das Risiko für eine Kuhmilcheiweiß­allergie, betont Dr. Braun. 

Wie geht man am besten vor, wenn ein Kind in den ersten Lebenstagen Kuhmilchformula erhalten hat, danach aber voll gestillt werden soll? In der S3-Leitlinie Allergieprävention findet sich für derartige Fälle keine Empfehlung, so die Autorin. Man könne sich aber am Vorgehen kanadischer Pädiater orientieren. Diese raten, die einmal eingeführte Formulanahrung in der geringen Menge von 10 ml/d weiterhin zu geben, um die Toleranz zu erhalten. Regulär eingeführt wird Kuhmilch dann mit dem Abendbrei.

Mit der Beikost sollte je nach Bereitschaft des Säuglings frühestens mit Beginn des fünften, spätestens aber ab dem siebten Lebensmonat begonnen werden. Auch heute noch neigen Eltern zur späteren Einführung. Diese Väter und Mütter klärt die Ernährungsberaterin darüber auf, dass ein früher Start keinesfalls die Entstehung von Allergien fördert, eher sei das Gegenteil der Fall.

Die beste Basis für ein vielfältiges Mikrobiom und damit eine Voraussetzung für den optimalen Schutz vor allergischen Erkrankungen bildet eine gemüsebetonte und selbstgekochte Kost. Wie die Autorin betont, ist es bei solchen Empfehlungen wichtig, den Eltern geeignete Rezepte zu Verfügung zu stellen. Das langsame Einführen der verschiedenen Gemüsesorten im Wochenabstand empfiehlt man heute nicht mehr. Es würde zu lange dauern, bis die nötige Vielfalt erreicht ist, erklärt Dr. Braun.

Fisch sollte mit dem Gemüsebrei eingeführt und regelmäßig gefüttert werden. Fetter Seefisch sichert die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, aber auch magere Arten scheinen allergiepräventiv zu wirken. Für vollfette Milchprodukte wird im ersten Lebensjahr empfohlen, sich auf 200 ml/d zu beschränken, was der Menge des Abendbreis entspricht. Ein Teil davon lässt sich durch Joghurt ersetzen, der Studien zufolge präventive Effekte gegenüber einer atopischen Dermatitis hat. 

Laut Leitlinie sollen die Kinder zwei- bis dreimal pro Woche durcherhitztes Hühnerei in Form von Backwaren wie Hartkeksen, Brot oder Kuchen verzehren. Nicht geeignet sind Rührei, Schaumküsse und Baiser. Nach dem erfolgreichen Beikoststart können die Eltern Hühnerei unter den Gemüse­brei mischen. Das Ei sollte allerdings 10–15Minuten gekocht sein und die Menge ausgehend von einen kleinen Stück nach und nach gesteigert werden.

Das frühe Einführen von Erdnüssen in die Säuglingskost wird in Deutschland nicht für alle Kinder propagiert. Denn im Gegensatz zum Hühnerei sind die Hülsenfrüchte bei uns kein Grundnahrungsmittel. Bei Kindern mit atopischer Dermatitis, die in Familien mit regelmäßigem Erdnussverzehr aufwachsen, kann man eine zeitige Einführung erwägen, so Dr. Braun. Denn Kinder, die in ihrem Wohnumfeld über die Haut in Kontakt mit Erdnussprotein kommen können oder deren Hautbarriere gestört ist, tragen ein Risiko für eine frühe Sensibilisierung. 

Wichtig ist, dass die Säuglinge in der Folge regelmäßig erdnusshaltige Nahrung verzehren. Für Babys mit nur leichter Neurodermitis empfiehlt die Ernährungsberaterin eine vorsichtige Gabe ohne weitere Kontrollen. Bei moderater bis schwerer Hauterkrankung sollte zuvor die Sensibilisierung im Blut und deren klinische Relevanz geprüft werden. 

Wenn Erdnussprodukte in der Familie strikt gemieden werden, etwa weil ein Elternteil oder ein Geschwister allergisch darauf reagiert, würde die regelmäßige Gabe die Eltern überfordern. Damit wäre die Strategie der regelmäßigen Exposition gescheitert, meint die Autorin. Das wiederum erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass der Säugling die Allergie trotz der Bemühungen entwickelt. Bei einer solchen Konstellation ist daher die spätere Einführung angebracht.

Quelle: Braun Y. Ernährungs Umschau 2024; M112-M116