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Prostatakrebs Akute Toxizitäten vermeiden

Autor: Lara Sommer

Beim Prostatakarzinom kann eine MRT  gesundes Gewebe in der Umgebung schonen und akute Toxizitäten reduzieren. Beim Prostatakarzinom kann eine MRT gesundes Gewebe in der Umgebung schonen und akute Toxizitäten reduzieren. © natali_mis – stock.adobe.com
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In der stereotaktischen Radiotherapie des Prostatakarzinoms applizieren Ärzt:innen hohe Strahlendosen ins Tumorgewebe. Wenn sie eine MRT statt einer CT zur Lenkung verwenden, kann dies gesundes Gewebe in der Umgebung schonen und akute Toxizitäten reduzieren.

Die stereotaktische Bestrahlung (SBRT) stellt beim Pro­statakarzinom eine etablierte Behandlungsmethode dar. Bisher lenken Radiolog:innen die applizierte Dosis in der Regel mit CT-Unterstützung. Prof. Dr. ­Amar ­U. Kishan von der University of California in Los Angeles und Kolleg:innen untersuchten in der MIRAGE-Studie, ob der Einsatz einer MRT zu diesem Zweck akute Toxizitäten reduzieren und die Lebensqualität nach der Behandlung verbessern kann. Insgesamt 156 Patienten mit Prostatatumoren nahmen teil, die 40 Gy in fünf Fraktionen erhielten. 

Im Rahmen einer MRT-gesteuerten Bestrahlung konnten die Ärzt:innen die Ränder des geplanten Zielvolumens (PTV) enger wählen (2 statt 4 mm) und damit gesundes Gewebe schonen. Außerdem stellt dieses Bildgebungsverfahren weiche Strukturen wie die Prostata besser dar, sodass man keine Marker benötigt, die in einem invasiven Eingriff platziert werden müssten. 

MRT statt einer CT

Akute Toxizitäten (Grad 2 oder höher) traten in der MRT-Gruppe signifikant seltener auf als nach Verwendung einer CT. Dies betraf sowohl den gastrointestinalen (0,0 % vs. 10,5 %; p = 0,003) als auch den urogenitalen Bereich (24,4 % vs. 43,4 %; p = 0,01). Ereignisse vom Grad 3 wurden nur aus der Vergleichspopulation berichtet. Nach Korrektur für weitere Faktoren ging der experimentelle Studienarm mit einem um 60 % geringeren Risiko für Schädigungen des Urogenitaltrakts einher (OR 0,4; p = 0,02). 

Die Wissenschaftler:innen erhoben ein und drei Monate nach der letzten Dosis verschiedene PRO. Verwendeten sie eine MRT, um die Bestrahlung zu lenken, kam es im ersten Monat bei weniger Behandelten zu einem klinisch relevanten Anstieg des IPSS* (6,8 % vs. 19,4 %; p = 0,01). Die Patienten der Kontrolle gaben zu diesem Zeitpunkt eine signifikant größere Reduktion im EPIC-26 Teilscore Urin-Inkontinenz an, was ausgeprägtere Symptome widerspiegelt. Ähnliches galt auch für gastrointestinale Beschwerden. Drei Monate nach der Strahlentherapie bestanden für keinen dieser Parameter mehr statistisch signifikante Unterschiede. 

Prof. Kishan und Kolleg:innen führen die bessere Verträglichkeit einer MRT-gelenkten SBRT auf die stark verkleinerten PTV-Ränder zurück. Langzeitbeobachtungen dazu, ob die Vorteile auch über die akute Phase hinaus andauern, stehen noch aus. Die Forschenden planen, auch später auftretende Toxizitäten in dieser Population zu überwachen und die PRO zwei Jahre nach der Behandlung erneut zu erheben. 

* International Prostate Symptom Score

Quelle:
Kishan AU et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.6558