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Mammakarzinom Prognose ist umso schlechter, je früher der Rückfall auftritt

DGS 2023 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Nachsorge und mögliche Therapieoptionen für Mammakarzinom Patient:innen mit Lokalrezidiven bedürfen weitere Forschung. Nachsorge und mögliche Therapieoptionen für Mammakarzinom Patient:innen mit Lokalrezidiven bedürfen weitere Forschung. © Vadym – stock.adobe.com
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In 5–15% der frühen Mammakarzinome treten Lokalrezidive auf. Davon sind sowohl brusterhaltend operierte Erkrankte als auch Patient:innen nach einer Mastektomie betroffen. Die limitierte Datenlage zur Nachsorge sorgt weiterhin für Diskussionen.

Die Mastektomie gebe Patient:innen mit frühem Mammakarzinom bezüglich des Lokalrezidivs nicht mehr onkologische Sicherheit als eine brust­erhaltende Operation (BEO), erläuterte Prof. Dr. ­Isabell ­Witzel, Universitätsspital Zürich.1 Kommt es zum Lokalrezidiv sei die Fünf-Jahres-Überlebensrate der mastektomierten Personen mit 50 % etwas schlechter als nach BEO mit 65 %. Dies bringe aber die aggressivere Tumorbiologie mit sich, die zur Mastektomie-Indikation führt. Sie sei zudem dafür verantwortlich, dass bis zu 60 % der mastektomierten Erkrankten zeitgleich zum lokalen Rezidiv eine Fernmetastasierung aufweisen, während dies nach BEO nur bei bis zu 15 % der Betroffenen beobachtet würde.

Die Prognose der Patient:innen fällt in der Regel umso schlechter aus, je schneller das Rezidiv auftritt, betonte Prof. ­Witzel. Beträgt das rückfallfreie Intervall unter zwei Jahre, liege die Metastasierungswahrscheinlickeit über 90 % versus gut 20 % im Falle einer rezidivfreien Zeit von mehr als fünf Jahren. Standard sei immer noch die Mastektomie. Laut Prof. ­Witzel könne aber auch eine BEO plus Bestrahlung angeboten werden. Die BEO gehe zwar mit einer höheren Rezidivrate einher, erreiche aber  ein ähnliches Gesamtüberleben. Eigene Daten an etwa 100 ausgewerteten Rezidivpatient:innen, die erneut brusterhaltend operiert wurden, untermauerten dies. Es gab keinen Überlebensnachteil gegenüber den mastektomierten Erkrankten bei deutlich besserer Lebensqualität. Prof. ­Witzel empfahl, beide operativen Optionen mit den Betroffenen zu besprechen. Abhängig vom Risiko ist zusätzlich eine Systemtherapie indiziert.

Diskussion um die Nachsorge

Ob eine intensivierte Nachsorge die Prognose von Patient:innen verbessern kann, wird seit Jahren diskutiert und derzeit in der deutschen SURVIVE-Studie untersucht. Koordiniert wird sie vom Universitätsklinikum Ulm und unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Studie läuft bundesweit und bietet Erkrankten mit frühem Mammakarzinom die Möglichkeit, eine intensivierte Nachsorge, die derzeit kein Standard ist, wahrzunehmen.

Wie hoch ist das Rezidivrisiko?

Die Datenlage zur systemischen Behandlung von Personen mit Lokalrezidiv sei limitiert und beruhe im Wesentlichen auf historischen Kollektiven und Therapien, erläuterte Dr. ­Elna ­Kühnle, Medizinische Hochschule Hannover.2 Entscheidend für den zusätzlichen Einsatz einer Systemtherapie sei, wie hoch das Risiko eines erneuten Rezidivs, speziell einer Fernmetastasierung nach Lokalrezidiv ausfällt. Es stelle sich die Frage, ob und welche Systemtherapie die Prognose verbessern kann.

Dr. ­Kühnle verwies auf die ­CALOR-Studie, eine der wenigen prospektiv randomisierten Untersuchungen zum Lokalrezidiv.3 Eingeschlossen waren Patient:innen mit vollständig reseziertem Lokalrezidiv. Nach einem Follow-up von neun Jahren verbesserte die adjuvante Chemotherapie das krankheitsfreie Überleben nur in der Gruppe der ER- Teilnehmer:innen signifikant; ER+ Personen profitierten nicht. Entscheidend ist der ER-Status des Rezidivs und nicht des Primärtumors. Unklar: Welche Chemotherapie wirkt derzeit am besten und welche Optionen bestehen für das ER+ Lokalrezidiv, das sich unter laufender endokriner Behandlung entwickelt hat.

Quellen:
1. Witzel I. 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag „­­­­Nachsorge: Was müssen wir tun, um ein Rezidiv rechtzeitig zu erkennen?“
2. Kühnle E. 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag „Systemtherapeutische Überlegungen“
3. Wapnir IL et al. Ann of Surg Oncol 2017; 24: 398-406; DOI: 10.1245/s10434-016-5571-y