Anzeige

Mammakarzinom POSITIVE Resultate

SABCS 2023 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Es gibt effektive Methoden, um die Chancen von Brustkrebspatient:innen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Es gibt effektive Methoden, um die Chancen von Brustkrebspatient:innen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. © oatawa – stock.adobe.com
Anzeige

Assistierte reproduktionsmedizinische Maßnahmen können eine sichere und effektive Methode sein, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, wenn junge Brustkrebserkrankte wegen Kinderwunsch die adjuvante endokrine Therapie unterbrechen. Am wirksamsten war die Embryo- bzw. Oozyten-Kryokonservierung mit späterem Embryo­transfer.

Junge Patient:innen (≤ 42 Jahre) mit frühem HR+ Mammakarzinom (Stadium I–III) hatten in der internationalen, einarmigen, prospektiven ­POSITIVE-Studie die adjuvante endokrine Therapie nach 18–30 Monaten für zwei Jahre unterbrochen, um schwanger zu werden. Die erste Auswertung vor gut einem Jahr hatte ergeben, dass sich das kurzzeitige Rezidivrisiko nicht erhöht. Die Nachbeobachtungszeit betrug 41 Monate.

179 von knapp 500 Personen erhielten Kryokonservierung

Die aktuellen Analysen fokussierten auf die Sicherheit und Effektivität von Maßnahmen, um die Fruchtbarkeit der Teilnehmenden und damit die Chance auf eine spätere Schwangerschaft zu erhalten bzw. gegebenenfalls zu erhöhen, berichtete Prof. Dr. Dr. ­Hatem A. ­Azim, School of Medicine, Monterey Institute of Technology. Für die Untersuchungen – jeweils sekundäre Studienendpunkte – ließen sich die Daten von 497 Patient:innen auswerten. 368 Personen waren nach Unterbrechung der adjuvanten endokrinen Therapie mindestens einmal schwanger geworden (74 %).

Jüngeres Alter macht Gestation wahrscheinlicher

Im Rahmen eines multivariablen Modells identifizierten die Forschenden das Alter als einzigen unabhängigen Faktor für einen schnellen Schwangerschafts-Eintritt: Je jünger die Betroffenen waren, desto wahrscheinlicher und schneller wurden sie schwanger. Die höchste Schwangerschaftsrate hatten Personen < 35 Jahre, von denen 64 % innerhalb eines Jahres und 80 % innerhalb von zwei Jahren schwanger wurden. In der Gruppe der 40- bis 42-jährigen Patient:innen waren nach einem Jahr 38 % und nach zwei Jahren 50 % schwanger.

Bei 179 Erkrankten war zum Zeitpunkt der Brustkrebsdiagnose und vor Studieneinschluss eine ovarielle Stimulation zwecks Kryo­konservierung von Embryonen bzw. Oozyten durchgeführt worden. In 37,9 % der Fälle erfolgte im Rahmen der ­POSITIVE-Studie ein Embryotransfer nach Kryokonservierung. 215 Teilnehmende hatten andere ART*-Maßnahmen erhalten – mehrheitlich eine ovarielle Stimulation für FIVET (In-vitro-Fertilisation und Embryotransfer) oder ICSI (intrazytoplasmatische Spermien­injektion). Mit 82,4 % vs. 67,5 % lag die Schwangerschaftsrate nach kryokonserviertem Embryotransfer höher als nach FIVET/ICSI. Eine multivariate Analyse ergab, dass der Embryotransfer nach Kryokonservierung als einzige ART-Maßnahme mit einer deutlich erhöhten Schwangerschaftsrate einherging (OR 2,41 vs. keine ART). 

Die Prognose der Betroffenen mit ovarieller Stimulation – brustkrebsfreies Intervall (BCFI) nach drei Jahren – hatte sich nicht verschlechtert gegenüber jenen ohne ovarielle Stimulation. Das BCFI war definiert als Zeitspanne ab Studieneinschluss bis zum ers­ten Brustkrebsereignis (invasives lokales/lokoregionäres Rezidiv, Fernmetastasierung oder kontralaterales Mammakarzinom). Nach drei Jahren betrug die kumulative Inzidenz für ein Brustkrebs-Ereignis 9,7 % versus 8,7 % in der Gruppe von Patient:innen ohne ovarielle Stimulation. Auch die FIVET/ICSI hatte keinen negativen Einfluss auf die Prognose.

Laut Prof. ­Azim ist dies die bislang größte prospektive Studie zu Fertilitätserhalt und Einsatz von ART bei jungen Erkrankten mit frühem HR+ Mammakarzinom. Die vorliegenden Daten müssten im Langzeitverlauf weiter nachbeob­achtet werden. Gleichwohl sprach er von wichtigen Daten für die Beratung junger Betroffener mit frü­hem Brustkrebs und bestehendem ­Kinderwunsch.

*    Assistierte reproduktionsmedizinische Maßnahmen

Quelle:
Azim HA et al. SABCS 2023; Abstract GS02-11