Magenkarzinom Prophylaktische Gastrektomie bei pathogener CDH1-Variante infrage gestellt

ESMO-GI 2025 Autor: Friederike Klein

Nicht alle asymptomatischen Träger:innen der CDH1-Mutation profitieren von einer prophylaktischen Gastrektomie.
Nicht alle asymptomatischen Träger:innen der CDH1-Mutation profitieren von einer prophylaktischen Gastrektomie. © Tom – stock.adobe.com

Menschen mit Keimbahnmutationen in CDH1 haben ein erhöhtes Risiko für diffuse Magenkarzinome. Dennoch profitieren möglicherweise nicht alle asymptomatischen Träger:innen von der empfohlenen Gastrektomie.

Bei asymptomatischen Träger:innen einer pathogenen CDH1-Keimbahnvariante wird aktuell eine prophylaktische totale Gastrektomie (PTG) empfohlen. Wie Dr. Dr. Mara Cruellas Lapeña, Hospital Lozano Blesa, Saragossa, berichtete, wurden in einer Analyse drei Kohorten miteinander verglichen: 40 asymptomatische Träger:innen, die sich einer PTG unterzogen hatten, 22, die sich gegen diesen Eingriff entschieden hatten, und 16 Patient:innen mit einem diffusen Magenkarzinom, bei denen erst nach dieser Diagnose eine pathogene Keimbahnvariante von CDH1 identifiziert wurde. Das mediane Alter bei Detektion der Variante und bei PTG betrug 45 Jahre.

Bei asymptomatischen Personen fanden Ärzt:innen in 25 Fällen (63 %) im Rahmen der PTG ein frühes diffuses Magenkarzinom (pT1a/pTis). Erkrankte, bei denen die pathogene CDH1-Variante erst im Nachhinein entdeckt wurde, wiesen hingegen ein diffuses Magenkarzinom im Stadium IV auf. Letztere waren bei Karzinomdiagnose im Median 44 Jahre alt und mit einer Ausnahme erhielten alle sie vor Vollendung des 60. Lebensjahrs. Von den 22 asymptomatischen Patient:innen ohne PTG erreichten zehn ohne Magenkrebs-Diagnose oder Gastrektomie ein Alter von 60 Jahren. 

Frühes Monitoring entscheidend

Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 28 Jahren und einem angenommenen Start des Monitorings im Alter von 20 Jahren lag das mediane Gesamtüberleben für die Träger:innen einer CDH1-Keimbahnmutation, die davon erst nach Erkrankung erfahren hatten, bei 27 Jahren. Alle Patient:innen der anderen beiden Gruppen überlebten  so lange. Das mediane OS ab Diagnose eines diffusen Magenkarzinoms war in der PTG-Gruppe noch nicht erreicht und lag in der Gruppe mit Krebsdiagnose vor der genetischen Testung bei 9,5 Monaten.

Asymptomatische Personen mit pathogenen CDH1-Keimbahnvarianten hatten nach PTG eine gute Prognose, obwohl viele überraschend die Diagnose eines frühen diffusen Magenkarzinoms erhielten. Das weist darauf hin, dass die Endoskopie zur Kontrolle wenig sensitiv für frühe Tumoren ist. Auf der anderen Seite wiesen asymptomatische Patient:innen mit dieser Genvariante, die eine PTG ablehnten und nur regelmäßig endoskopisch kontrolliert wurden, eine ebenso gute Prognose auf wie die, die prophylaktisch gastrektomiert wurden. Das wirft laut der Referentin die Frage auf, welche Patient:innen wirklich von dieser einschneidenden Maßnahme profitieren.

Quelle:
Cruella Lapeña M. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress; Abstract 393MO