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Psychosen beeinträchtigen die Kognition

Autor: Maria Weiß

Die Studie legt eine vorzeitige Hirnalterung nahe. Die Studie legt eine vorzeitige Hirnalterung nahe. © iStock/Paul Campbell
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Viele Patienten mit psychotischen Erkrankungen zeigen im Verlauf auch kognitive Einschränkungen. Eine Langzeitstudie hat jetzt untersucht, wie sich die Denkfähigkeiten nach dem ersten krankheitsbedingten Krankhausaufenthalt entwickeln.

Kognitive Störungen gehören zu den zentralen Merkmalen einer Schizophrenie und schränken die Betroffenen im Berufs- und Sozialleben deutlich ein. Bisher ist aber relativ wenig darüber bekannt, wie sich die Denkleistungen nach der ersten psychotischen Episode im Langzeitverlauf entwickeln. Dr. Anne-Kathrin J. Fett und ihre Kollegen vom Department of Psychology der University of London haben das nun geprüft.

Im Rahmen des „Suffolk County Mental Health Project“, einer Kohortenstudie, untersuchten sie Patienten zwei und 20 Jahre nach einem ersten stationär behandelten psychotischen Schub. 705 Personen (mittleres Alter 20 Jahre) wurden eingeschlossen, darunter 445 Kranke (211 Schizophrene, 164 mit affektiver Psychose, 70 mit anderen Psychosen), 260 dienten als Kontrollgruppe.

Mit zwei Ausnahmen (Sprachflüssigkeit und Wortschatz) zeigten alle kognitiven Tests bei den psychotischen Patienten einen Rückgang der Fähigkeiten innerhalb der 18 Jahre, der stärker war als in der Kontrollgruppe. Dies umfasste verbales und visuelles Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Prozessgeschwindigkeit sowie abstrakte exekutive Funktionen. Wesentliche Unterschiede zwischen den drei Diagnosegruppen gab es nicht.

Die Verschlechterung blieb über alle Altersgruppen hinweg relativ konstant. Ausnahme: Patienten über 50 Jahre. Sie boten größere Defizite in puncto Wortschatz, Sprachflüssigkeit und abstrakten exekutiven Funktionen. Die kognitiven Einschränkungen waren mit einer schlechteren Arbeitsfähigkeit und vermehrten Negativsymptomen assoziiert.

Die Befunde deuten auf eine vorzeitige kognitive Alterung von psychotischen Patienten in einigen Domänen hin, schreiben die Autoren. Wenn sich diese Ergebnisse bestätigen, könnten die Denkfähigkeiten der Betroffenen zukünftig vermehrt in den Fokus von Forschung und Therapie rücken.

Quelle: Fett AKJ et al. JAMA Psychiatry 2019; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.3993