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Kachexie und Depression Pulmonale Reha breiter aufstellen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Hinsichtlich erlangter körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität gab es insgesamt kaum Unterschiede. Hinsichtlich erlangter körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität gab es insgesamt kaum Unterschiede. © RAM– stock.adobe.com
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Bei der pulmonalen Reha klaffen Anspruch und Wirklichkeit offenbar weit auseinander, kaum die Hälfte der Rehabilitanden erreicht eine Verbesserung von Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Größeres Augenmerk sollte verdient deshalb der Treatable-Traits-Ansatz.

Bei einer Lungenreha liegt die Latte hoch: Es sollen Therapieformen zum Zuge kommen, die den physischen und psychischen Zustand der Patienten verbessern und zugleich langfristig zu einem gesundheitsfördernden Verhalten führen. Im therapeutischen Fokus stehen dabei statt der konkreten Diagnose zunehmend sogenannte ­Treatable Traits, also individuell hervorstechende und behandelbare Symptome bzw. Merkmale. Unterschieden wird dabei zwischen pulmonalem und extrapulmonalem Bereich sowie Verhalten bzw. Lebensstil. Gerade die letzten beiden Domänen sind in dieser Form der Reha sehr wichtig. 

Personalisierte Reha aktuell noch selten

Um zu sehen, inwieweit Treat­able Traits in pulmonalen Rehaprogrammen adressiert werden, haben Prof. Dr. Anne ­Holland, Universität Melbourne, und Mitautoren 116 Studien gesichtet. In fast allen Programmen ging es darum, durch ein individualisiertes Training die Dekonditionierung zu bessern. Auf das extrapulmonale Merkmal Ernährungszustand (Kachexie oder Adipositas) zielten nur 18 % der Programme ab, auf Angst und Depression lediglich je 10 %. Von den veränderbaren Verhaltensmustern wurde am häufigsten das Thema Non-Adhärenz bearbeitet (46 %). Die Korrektur einer falschen Inhalationstechnik gehörte in einem Viertel der Programme (24 %) zu den Zielen, auf mangelnde soziale Unterstützung gingen 19 % ein.

Hinsichtlich erlangter körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität gab es insgesamt kaum Unterschiede zwischen Konzepten, die sich einzig um Dekonditionierung kümmerten und solchen, die auch andere Treatable Traits berücksichtigten. 

Patienten erreichen meist nur leichte Verbesserung

Anderen Untersuchungen zufolge erreicht gegenwärtig knapp die Hälfte der Reha-Patienten kaum mehr als eine minimale Verbesserung ihrer Belastungskapazität oder Lebensqualität. Doch jenseits reiner Dekonditionierungstherapien von der Stange gibt es jede Menge Möglichkeiten, individuell auf Reha-Patienten einzugehen, so die Autoren. Welches Potenzial im Treatable-Traits-Ansatz liegt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Quelle: Holland AE et al. Eur Respir Rev 2022; 31: 220042; doi: 10.1183/16000617.0042-2022