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Akute myeloische Leukämie Reinduktion bei hohem Risiko oder mangelndem Ansprechen möglicherweise nicht nötig 

ASH 2022 Autor: Friederike Klein

Eine Studie legt nahe, dass die übliche Reinduktion mit einer Hochdosischemotherapie bei AML Patient:innen vor der allogenen Stammzelltransplantation nicht alternativlos ist.
Eine Studie legt nahe, dass die übliche Reinduktion mit einer Hochdosischemotherapie bei AML Patient:innen vor der allogenen Stammzelltransplantation nicht alternativlos ist. © jarun011 – stock.adobe.com
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Bis zu 50 % der Patient:innen mit akuter mye­loischer Leukämie und hohem Risiko sprechen auf die Induktion nicht komplett an. Die ASAP-Studie legt nahe, dass die dann übliche Reinduktion mit einer Hochdosischemotherapie vor der allogenen Stammzelltransplantation nicht alternativlos ist.

ASAP steht für „as soon as possible“. Prof. Dr. Johannes Schetelig vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden präsentierte eine gleichnamige Studie, die diesem Motto folgte: Im experimentellen Arm wurden Erkrankte mit Hochrisiko-AML und/oder nicht ausreichendem Ansprechen so schnell wie möglich nach der Induktion einer allogenen Stammzelltransplantation (alloHSCT) zugeführt. Bis dahin wurde nur zugewartet oder zur Stabilisierung eine niedrig dosierte Gabe von Cytarabin oder Mitoxantron eingesetzt. Dagegen erhielten Patient:innen in der Standardgruppe eine Reinduktion mit Cytarabin und Mitoxantron in hoher Dosis. Bei allen Teilnehmenden erfolgte die Konditionierung angepasst an eine residuelle AML und den Zustand des Betroffenen.

Ist eine Reinduktion bei AML notwendig?

Insgesamt 281 AML-Erkrankte mit schlechtem Ansprechen nach der Induktion oder Rezidiv wurden randomisiert. Voraussetzung war die Verfügbarkeit eines HLA-kompatiblen Spenders und eine ausreichende Fitness für eine Salvage-Chemotherapie und alloHSCT. 

In der Prüfgruppe (n = 139) wurde die alloHSCT im Median vier Wochen nach Randomisierung durchgeführt. Bis dahin blieben 76 % der Patient:innen allein mit beobach­tendem Zuwarten stabil, die übrigen benötigten eine niedrig dosierte Chemotherapie. Nach 16 Wochen hatten 97 % die Transplantation erhalten. In der Kontrolle (n = 137) führte die Hochdosis-Reinduktion bei der Hälfte der Erkrankten zu einer CR. Die Zeit bis zur alloHSCT betrug acht Wochen. Nach 17 Wochen waren 73 % der Teilnehmer:innen transplantiert.

Kürzerer Krankenhausaufenthalt

Der Verzicht auf eine Hochdosis-Reinduktion ging mit relevanten Unterschieden für die Betroffenen einher: Sie wurden im Mittel vor der alloHSCT mit 19 Tagen vs. 42 Tagen kürzer stationär behandelt und die Rate an Nebenwirkungen vom Grad ≥3 vor Konditionierung fiel geringer aus (23 % vs. 64 %). 

Primärer Endpunkt der Studie war das krankheitsfreie Überleben an Tag 56 nach alloHSCT. Nach der Intention-to-treat-Analyse belief sich die Rate ohne vs. mit Reinduktion auf 83,5 % vs. 81,0 % (p = 0,054). Prof. Schetelig betonte, dass dies kein etablierter Endpunkt sei. Da sich aber auch das Gesamtüberleben nach median 37 Monaten in beiden Gruppen ähnelte (p = 0,47), kann zumindest eine Nichtunterlegenheit angenommen werden. 

Prof. Schetelig befürwortete den Verzicht auf die Reinduktion sowie die möglichst rasch durchzuführende Konditionierung und alloHSCT bei AML-Patient:innen mit unzureichendem Ansprechen oder hohem Risiko, wenn ein passender Spender verfügbar ist. Darüber hinaus stelle die Studie die Bedeutung der morphologischen CR vor alloHSCT infrage, so der Referent. Eine minimale Resterkrankung bei Vorstellung für eine Stammzelltransplantation scheine nicht entscheidend für das Langzeitergebnis zu sein.

Quelle:
1. Schetelig J für Stelljes M et al. 64th ASH Annual Meeting; Abstract 4