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Long COVID Risiko für persistierende Symptome bei vollständigem Impfschutz meist halbiert

Autor: Dr. Judith Lorenz

Ob die COVID-19-Impfung einen präventiven Effekt bezüglich Long COVID hat, untersuchten sie anhand von neun Beobachtungsstudien. Ob die COVID-19-Impfung einen präventiven Effekt bezüglich Long COVID hat, untersuchten sie anhand von neun Beobachtungsstudien. © Feydzhet Shabanov– stock.adobe.com
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Die Impfung als therapeutische Möglichkeit bei Long-COVID bleibt wohl Wunschdenken. Durchaus optimistischer sind Experten hinsichtlich der Prävention.

Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Einschränkungen: Klagt ein Patient innerhalb von drei Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion mindestens acht Wochen lang über die genannten Symptome und können alternative Diagnosen ausgeschlossen werden, leidet derjenige gemäß WHO-Definition an der „post ­COVID-19 condition“ (PCC), besser bekannt als Long COVID. Die COVID-19-Impfung schützt vermutlich bei Durchbruchinfektionen vor dieser Langzeitkomplikation, berichten Dr. Stilla Bauernfeind und Prof. Dr. Barbara Schmidt von der Uni Regensburg. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die ein- oder zweifache Impfung bei einem bereits manifesten Long COVID die Symptomatik verändern kann. 

Als Ursache für Long COVID kommt vieles infrage

Die Ursache von Long COVID ist letztlich unklar, erläutern die Forscherinnen. Pathophysiologisch werden Viruspersistenz und chronische Entzündung von Geweben, eine Autoimmunreaktion sowie eine Dysbiose von Mikrobiom oder Virom diskutiert. 

Ob die COVID-19-Impfung einen präventiven Effekt bezüglich Long COVID hat, untersuchten sie anhand von neun Beobachtungsstudien. Diese sehen mehrheitlich einen Zusammenhang zwischen der (vollständigen) Impfung und einem reduzierten Long-COVID-Risiko, so die Autorinnen. Laut einer britischen Studie hatten vollständig Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften lediglich ein etwa halb so großes Risiko für persistierende Symptome. Nach Altersstratifizierung war dieser Effekt allerdings nur für Personen zwischen 18 und 59 Jahren signifikant.

Inwieweit die Impfung eine Therapieoption für an Long COVID Erkrankte darstellt, prüften die Forscherinnen anhand von zwölf Studien: Acht Untersuchungen stellten nach der Impfung eine – teils nur vorübergehende – Modifikation (Verbesserung und Verschlechterung) der Symptomatik fest, eine Studie bezifferte zumindest weniger Long-COVID-bedingte Hausarztbesuche und zwei Studien sahen keinerlei Einfluss der Impfung auf die gesundheitlichen Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Infektion. 

Qualität und Quantität der verfügbaren Evidenz lassen keine abschließende Aussage darüber zu, inwieweit eine SARS-CoV-2-Impfung zur Prävention und Therapie von Long COVID beiträgt, bedauern die Autorinnen. Sie erwarten mit Spannung die Ergebnisse mehrerer zurzeit noch andauernder Untersuchungen, die sich u.a. mit diesen Fragen beschäftigen.

Quelle: Bauernfeind S, Schmidt B. Inn Med 2022; 63: 840-850;  DOI: 10.1007/s00108-022-01368-y