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Prostatakrebs Salvage-Radiotherapie sollte risikoadaptiert und individualisiert erfolgen

ASCO-GU 2024 Autor: Mascha Pömmerl

Je früher das biochemische Rezidiv eines Prostatakarzinoms, umso eher sollte die SRT erfolgen. Je früher das biochemische Rezidiv eines Prostatakarzinoms, umso eher sollte die SRT erfolgen. © shidlovski – stock.adobe.com
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Je ungünstiger die Pathologie des Prostatakarzinoms und je früher das biochemische Rezidiv, umso eher sollte man bestrahlen. Allerdings erhält nur eine von sechs Personen eine Salvage-Radiotherapie.

Für ein biochemisches Rezidiv (BCR) nach radikaler Prostat­ektomie (RP) und zunächst nicht nachweisbarem PSA definiert die EAU keine feste PSA-Schwelle. Ein steigender Wert ab 0,4 ng/ml könne aber als Prädiktor für eine Metastasierung gelten, erinnerte Prof. Dr. ­Derya ­Tilki, Martini Klinik, Hamburg.1 Zur prognostischen Aussagekraft eines BCR verwies sie auf ein Review des EAU-Guideline-Panels, das PSA-Verdopplungszeit und Gleason-Score als zwei der wichtigsten prognostischen Faktoren für das Langezeitoutcome nach einem BCR aufdeckte. 

Auf dieser Basis sollten die Patient:innen in Niedrig- und Hochrisiko-BCR-Gruppen stratifiziert werden. Eine externe Validierung bestätigte diese EAU-Empfehlung und demonstrierte außerdem, dass Hochrisikoerkrankte mit BCR nach RP signifikant länger lebten, wenn sie eine frühe Salvage-Radiotherapie (SRT) erhielten (vs. späte oder keine SRT).2 In der Niedrigrisiko-Gruppe mit BCR machte es im Hinblick auf die Entwicklung von Metastasen oder die Prostatakrebs-spezifische Mortalität keinen Unterschied, ob die SRT früh oder später erfolgte. Australische Wissenschaftler:innen vergleichen nun bei Niedrigrisiko-Patient:innen mit frühem BCR nach RP eine RT mit aktiver Überwachung.

Adjuvante RT vs. SRT

Zur Frage, ob eine adjuvante RT einer SRT überlegen ist, erklärte Prof. ­Tilki, dass unter anderem die ­RADICALS-Studie keinen Vorteil für erstere ergeben hatte. Allerdings waren kaum Patient:innen mit einem Gleason-Score ab 8 und lokal fortgeschrittenem Tumor (pT3b) eingeschlossen worden. Bei ungünstiger Pathologie wie einem Gleason-Score 8–10 und ab einem pT3a-Karzinom reduziere die adjuvante RT die Mortalität gegenüber einer frühen SRT signifikant, weshalb die EAU-Leitlinie die adjuvante RT für diese Personengruppe nach wie vor empfehle, so Prof. ­Tilki. 

Die SRT nicht verzögern

Prof. Dr. ­Alan Dal ­Pra, University of Miami Miller School of Medicine, wies darauf hin, dass ein früher Beginn der SRT nach RP (PSA ≤ 0,25 ng/ml) mit einer reduzierten Gesamtmortalität assoziiert ist.2 Außerdem sei die SRT mit oder ohne ADT bei einem BCR einer Salvage-ADT überlegen. Trotzdem werde die SRT im Falle eines PSA < 0,5 ng/ml zu selten eingesetzt. Prof. ­Dal ­Pra: „Nur eine:r von 6 Erkrankten mit rezidiviertem Prostatakarzinom erhält eine frühe SRT.“ Der PSA-Wert vor der SRT sei eine wichtige Variable, schon ab Werten von 1,0 ng/ml sei die Erkrankung häufig bereits metastasiert. Der Referent erinnerte auch daran, dass die PSMA-PET/CT bei sehr niedrigen PSA-Werten an ihre Grenzen stoße. Umso wichtiger sei die EAU-Empfehlung, dass eine negative PSMA-PET/CT eine anderweitig indizierte SRT nicht verzögern sollte. Prof. Pra empfahl darüber hinaus die Personalisierung der RT auf Basis einer zusätzlichen genomischen Charakterisierung.

Quellen:
1.    Tilki D. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2024; General Session „Emerging Evidence in Localized and Recurrent Prostate Cancer”; Vortrag „Setting the Stage: Biochemical Recurrence After Local Treatment for Prostate Cancer“
2.    Pra AD. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2024; General Session „Emerging Evidence in Localized and Recurrent Prostate Cancer”; Vortrag „Salvage Radiotherapy Options for Biochemical Recurrence After Local Treatment“