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Depression Schlägt die Stimmung aufs Auge oder das Auge auf die Stimmung?

Autor: Stephanie Käufl

Depressionen scheinen mit dem Syndrom des trockenen Auges assoziiert zu sein. (Agenturfoto) Depressionen scheinen mit dem Syndrom des trockenen Auges assoziiert zu sein. (Agenturfoto) © iStock/nicoletaionescu
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Depressionen sind mit stärkeren Beschwerden bei trockenen Auge assoziiert. Und je depressiver ein Patient ist, desto ausgeprägter sind seine Augensymptome, so das Ergebnis einer amerikanischen Studie. Wie die beiden Erkrankungen zusammenhängen ist allerdings noch unklar. Ebenso, ob sich daraus therapeutische Maßnahmen ableiten lassen.

Bei Patienten mit Depression sind Beschwerden des trockenen Auges meist ausgeprägter als bei Menschen ohne die psychische Erkrankung. Das legen Daten der DREAM*-Studie nahe.

535 Patienten, die am Syndrom des trockenen Auges litten, wurden bei Aufnahme in die Studie sowie sechs und zwölf Monate danach ophthalmologisch untersucht und die Symptome anhand des Ocular Surface Disease Index (OSDI) und Brief Ocular Discomfort Index (BODI) erfasst. Zudem bestimmte man bei 131 Patienten inflammatorische Marker wie Zytokine in der Tränenflüssigkeit und HLA-DR-Expression der oberflächlichen Bindehautzellen. Als depressiv galten Patienten mit einem Score < 42 bei der Mental Component Summary (MCS) im Short-Form-Gesundheitsfragebogen (SF-36).

Die Auswertung ergab, dass die depressiven Patienten sowohl beim OSDI als auch beim BODI signifikant schlechter abschnitten, also schwerere Symptome hatten. Dabei zeigte sich: Je stärker die Depression war (d.h. je niedriger der MCS-Score), desto ausgeprägter waren die Augenbeschwerden.

Entzündungsmarker unterschieden sich nicht

Die in Konjunktivalzellen und Tränenflüssigkeit gemessenen Entzündungsparameter unterschieden sich zwischen den verschiedenen Depressionsstadien nicht, schreiben Dr. Yi Zhou von der Perelman School of Medicine, University of Pennsylvania, Philadelphia, und Kollegen.

Depressionen scheinen mit dem Syndrom des trockenen Auges assoziiert zu sein. Was dabei allerdings Henne und was Ei ist, muss noch geklärt werden, gibt Dr. Anat Galor vom Bascon Palmer Eye Institute der University of Miami zu bedenken. Es stellt sich zudem die Frage, ob die Therapie einer der beiden Erkrankungen einen Einfluss auf die andere hat.

Interessanterweise zeigte die Einnahme von Antidepressiva keinen Effekt auf die Beschwerden des trockenen Auges, auch eine Veränderung im MCS-Score verbesserte bei den depressiven Patienten die Augensituation nicht. Eine Verbesserung klinischer Zeichen schien allerdings mit höheren MCS-Werten assoziiert. Auch wenn noch viele Fragen offen sind, sollte man bei Patienten mit schwerer Trockene-Augen-Symptomatik das Vorliegen einer psychiatrischen Komorbidität abklären.

* Dry Eye Assessment and Management

Quelle:
1. Zhou Y et al. JAMA Ophthalmol 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0140
2. Galor A. JAMA Ophthalmol 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0146