Riskante Wirkstoff-Kombinationen Schmerzmittel fördern Antibiotika-Resistenz
Ibuprofen und Paracetamol haben im Zusammenspiel mit Ciprofloxacin die Mutationsrate von E. coli signifikant erhöht.
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Einige Analgetika könnten in Kombination mit Antibiotika Resistenzen in Bakterien fördern. Angesichts verbreiteter Polypharmazie im Alter plädieren Forschende für mehr Aufmerksamkeit für diese Synergien.
Der übermäßige Einsatz von Antibiotika im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft ist der wichtigste Grund für die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen. Aber auch Nicht-Antibiotika-Medikamente können Resistenzen in Bakterien fördern, schreiben Forschende um Hanbiao Chen von der University of South Australia, Adelaide. Um diesem Effekt näher auf den Grund zu gehen, konzentrierte sich das Autorenteam auf neun in der Versorgung älterer Menschen gebräuchliche Arzneien, darunter verschiedene Analgetika, Metformin, Atorvastatin, Temazepam, Pseudoephedrin und Furosemid.
Für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen bergen gegen Ciprofloxacin resistente Escherichia coli ein besonderes Risiko. Die Forschenden testeten zunächst die Auswirkungen der Medikamente auf zwei gegenüber Antibiotika empfindliche E.-coli-Isolate. Keiner der Nicht-Antibiotika-Wirkstoffe beeinflusste das Wachstum der Bakterien.
Fitness von Bakterien durch bestimmte Analgetika erhöht
In Anwesenheit des grundsätzlich mutagenen Ciprofloxacins hingegen, in einer Dosis, die 75 % der minimalen Hemmkonzentration entsprach, reduzierte sich die Vermehrung der Erreger-Linien deutlich. Wurde das Antibiotikum mit einer Dosis von Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol kombiniert, die der Konzentration im Darm entsprechen würde, vermehrten sich die Bakterien deutlich schneller. Bestimmte Analgetika erhöhen also die Fitness von Bakterien unter Einfluss von Antibiotika.
Per Genomsequenzierung wurde die Mutationsrate der E.-coli-Stämme analysiert: Im Vergleich zur Exposition gegenüber Ciprofloxacin allein waren signifikant mehr Mutationen festzustellen, wenn das Antibiotikum mit Ibuprofen oder Paracetamol kombiniert worden war.
Die in den Versuchen erzeugten Mutanten wiesen in weiteren Tests eine deutlich höhere Resistenz gegen Ciprofloxacin, aber auch gegen andere Antibiotika auf. Einige der festgestellten Mutationen sind mit der Überexpression einer Effluxpumpe assoziiert, mithilfe derer Bakterien Antibiotika wieder ausschleusen können. Dadurch gewinnen sie Überlebenszeit, um Anpassungsmechanismen zu entwickeln. Diese Veränderung gilt als mitentscheidend für eine Resistenzentwicklung.
Die festgestellten synergistischen Effekte verschiedener Alltagsmedikamente und Antibiotika auf die antimikrobielle Resistenzentwicklung sollten mehr Beachtung finden, fordern die Forschenden. Das gilt insbesondere angesichts des wachsenden Markts der Arzneien und der Polypharmazie in der älteren Bevölkerung.
Quelle: Chen H et al. NPJ Antimicrob Resist 2025; 3: 73; doi: 10.1038/s44259-025-00144-w