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Infektion kardialer Implantate Schnelle Extraktion ist unumgänglich

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Belässt man das Implantat im Körper, steigt die Mortalität erheblich. Belässt man das Implantat im Körper, steigt die Mortalität erheblich. © iStock/Jan-Otto
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Jährlich erhalten etwa 100.000 Menschen in Deutschland ein kardiales elektronisches Implantat wie einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator. Und jedes Jahr sind bei knapp 20.000 dieser Patienten Revisionseingriffe nötig, bei einem Zehntel der Fälle aufgrund einer Infektion.

Die sich daraus entwickelnde Endokarditis kann subakut verlaufen, aber auch in einer fulminanten Sepsis münden, berichtete Dr. ­Heiko ­Burger vom Herzzentrum der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Als typische Symptome nannte er:

  • Fieber (84–100 %)
  • Schüttelfrost (75–84 %) 
  • Pneumonie, Bronchitis, Lungenabszess (20–45 %)
  • pulmonale Embolien (11–40 %)
  • Trikuspidalklappeninsuffizenz (25 %)

Unabhängig von den Symptomen ist eine Sondenendoplastitis immer eine lebensbedrohliche Erkrankung. Vermutet man eine Infektion, müssen neben Basislabor mit Infektparametern mindestens zwei Blutkulturen angelegt werden. Ein lokaler Abstrich kann bei einer Taschenperforation weiterhelfen (Cave: kutane Kontamination!). Punktieren oder aspirieren sollte man in der Tasche aber nicht, um keine Keime zu verschleppen.

Im transthorakalen oder trans­ösophagealen Ultraschall lassen sich eventuell Vegetationen oder Sondenverwachsungen, Scheidewanddefekte, intrakardiale Thromben oder Pleura­ergüsse entdecken. Zudem gibt die Sonographie Aufschluss über die Funktionsfähigkeit von Ventrikel und Klappen. Im Zweifel helfen CT oder PET* weiter.

Sichtbare Vegetationen können in die Irre führen, warnte Dr. ­Burger. Man beobachtet sie bei 14 % aller Sonden und 50 % aller Infektionen. Etwa 5 % von ihnen sind aber fibröser Natur, und in 72 % der Fälle gibt es keinen Bezug zu einer Infektion. Sondenauflagerungen ohne positive Blutkulturen und ohne klinische Infektzeichen sprechen eher für fibröse Plaques oder Invaginationen.

Offener Eingriff lässt sich in der Regel vermeiden

Bestätigt sich eine Infektion, muss umgehend eine kalkulierte, intravenöse Antibiotikatherapie gestartet werden. „Bei einem Dreiviertel der Keime handelt es sich um Kokken“, erklärte der Herzchirurg. Mit Eintreffen der Resultate aus den Blutkulturen erfolgt ggf. die Umstellung der Therapie. Außerdem ist die schnelle Systemextraktion unumgänglich: Belässt man das Implantat im Körper, steigt die Mortalität erheblich. Idealerweise findet die Abstimmung über das weitere Vorgehen in einem interdisziplinären Endokarditisboard statt. Eventuell müssen die Patienten zur Explantation in ein spezialisiertes Zentrum verlegt werden.

Zur Entfernung der Implantate stehen verschiedene katheterbasierte und operative Möglichkeiten zur Verfügung. Für Letztere existieren ausreichend perkutane Techniken, sodass sich ein offener Eingriff in der Regel vermeiden lässt.

* Positronen-Emissions-Tomographie

Kongressbericht: Rhein-Main Herztage 2022