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Pollenallergie Schotten dicht bei Blitz und Donner

Autor: Maria Weiß

Vor allem Graspollen können ein durch Gewitter getriggertes Asthma auslösen. Vor allem Graspollen können ein durch Gewitter getriggertes Asthma auslösen. © iStock/image_jungle
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Im Vorfeld von sommerlichen Gewittern sorgen Windböen für eine extrem hohe Pollenlast in der Atemluft. Asthmatiker und Pollenallergiker sollten deshalb bereits beim ersten Grollen Innenräume aufsuchen, um Attacken zu vermeiden.

Patienten mit Pollenall­ergie und Asthmaneigung sollten Wetterwarnungen ernst nehmen. Ein Gewitter während der Blühsaison zwischen April und Ende Juni kann bei ihnen heftige Asthmaanfälle auslösen – insbesondere in den ersten Minuten.

Ursache ist die bei dieser Wetterlage plötzlich ansteigende extrem hohe Pollenbelastung der bodennahen Luftschichten, schreiben Prof. Dr. Gennaro D’Amato vom Department of Respiratory and Allergic Diseases des Ospedale Cardarelli in Neapel und Kollegen. Dafür haben sie folgende Erklärung: Windböen wirbeln die Pollen zunächst auf. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit lagern sich Wassermoleküle elektrostatisch an die Körnchen an, Hydratationsenergie wird dabei frei. Dies kann zur Ruptur der Pollen führen, sodass in großen Mengen kleinste allergene Partikel freigesetzt werden. Diese dringen tief in die Atemwege ein. Vor allem Graspollen können so ein durch Gewitter getriggertes Asthma auslösen. Abrupte Temperaturveränderungen und ebenfalls aufgewirbelte Umweltschadstoffe könnten das Geschehen ­begünstigen.

Zu Asthmaausbrüchen, die in zeitlichem Zusammenhang mit Gewittern stehen, kommt es überall auf der Welt – sowohl in Städten als auch auf dem Land. Das bislang folgenschwerste Ereignis wurde im November 2016 in Melbourne beobachtet: Hier waren zehn mit Asthma assoziierte Todesfälle zu beklagen, etwa 10.000 Menschen suchten wegen Atembeschwerden die Notaufnahmen auf.

Ein erhöhtes Risiko haben Patienten mit vorbestehendem Asthma, allergischer Rhinitis und Sensibilisierung auf Gräser. Bei ihnen kann der plötzliche Pollenansturm zu schweren Bronchokonstriktionen führen. Jedoch trifft es unter Umständen auch Menschen, die noch nie Asthmasymptome hatten.

Durch die Klimaerwärmung könnte die Häufigkeit von Gewittern in Zukunft deutlich zunehmen. Als präventive Strategien nennen die Autoren die Veröffentlichung von möglichst präzisen Pollenwarnungen und Wettervorhersagen inklusive Unwetterwarnungen.

Besonders gefährdete Patienten mit Asthma oder Heuschnupfen sollten bei einem drohenden Gewitter auf eine adäquate antiallergische bzw. antiasthmatische Therapie achten. Aufenthalte im Freien sind vor allem in der Anfangsphase eines Gewitters zu vermeiden, Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben.

Patienten, die bislang nichts von einer latenten Asthmaneigung wussten, sollten zur Abklärung auch bei leichten Symptomen ärztlichen Rat suchen, empfehlen Prof. D’Amato und Kollegen.

Quelle: D’Amato G et al. Multidiscip Respir Med 2021; 16: 806; DOI: 10.4081/mrm.2021.806