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Asthma Schwer versus unkontrolliert

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Etwa ein Drittel der Patienten, bei denen ein Asthma diagnostiziert worden ist, haben gar keines. Etwa ein Drittel der Patienten, bei denen ein Asthma diagnostiziert worden ist, haben gar keines. © iStock/PixelsEffect
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Trotz effektiver Inhalationstherapien ist bei vielen Asthmapatienten die Krankheit nicht unter Kontrolle. Das müsste nicht sein, denn häufig ließe sich die Ursache beheben – vorausgesetzt, man erkennt sie.

Können Asthmasymptome nicht ausreichend kontrolliert werden und/oder kommt es häufig zu Exazerbationen, die eine Behandlung mit oralen Kortikosteroiden bzw. eine Hospitalisierung erfordern, liegt per definitionem ein unkon­trolliertes Asthma vor. Dies ist bei etwa 39 % aller Asthmapatienten der Fall. Deren Lebensqualität leidet, das Risiko für erneute Exazerbationen,  Krankenhauseinweisungen, Notaufnahmen und Tod steigt. Dazu kommen die Nebenwirkungen der oralen Steroidgabe, schreiben Dr. William Busse, University of Wisconsin School of Medicine and Public Health, Madison, und Prof. Dr. Monica Kraft, University of Arizona College of Medicine, Tucson.

Nicht immer ist es einfach, das schwere vom unkontrollierten Asthma abzugrenzen. Bevor man einem Patienten eine schwere Erkrankung attestiert und entsprechend behandelt, sollte man die häufigen Ursachen einer mangelnden Kontrolle ausgeschlossen haben, erinnern die beiden Kollegen. Eine davon ist die fehlerhafte Anwendung von Inhalatoren. Zwar gibt es eine Fülle verschiedener Systeme, doch meist kommen Treibgas-Dosieraerosole und Trockenpulverinhalatoren zum Einsatz.

Häufige Fehler bei der Nutzung von Treibgas-Dosieraerosolen betreffen

  • die Koordination zwischen Inspiration und Auslösen des Sprühstoßes,
  • die Geschwindigkeit und/oder Tiefe der Inspiration,
  • das Atemanhalten nach der Inhalation.

Werden Trockenpulverinhalatoren angewendet, hapert es häufig an

  • der Vorbereitung der Inhalation,
  • der vollständigen Exspiration vor der Inhalation,
  • dem Atemanhalten nach der Inhalation.

Die häufigste Ursache für ein Versagen der Therapie ist die mangelhafte Adhärenz. Viele Patienten überschätzen ihre Asthmakontrolle bzw. unterschätzen ihre Symptome. Dass das Meiden von Triggern bedeutsam ist, haben viele nicht auf dem Schirm.  
Begleiterkrankungen haben ebenfalls erheblichen Einfluss auf den Therapieerfolg. Hierzu zählen chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, Adipositas, gastroösophageale Refluxkrankheit, Angstzustände/Depressionen, ob­struktive Schlafapnoe, Rhinitis und COPD. Andere Komorbiditäten wie Stimmbandfehlfunktion und dysfunktionale Atmung verursachen ähnliche Symptome wie das Asthma. Es besteht also die Gefahr, dass sie verkannt und ihre Symptome als schlecht kontrolliertes Asthma interpretiert werden. 

Risikofaktoren für unkontrolliertes Asthma

  • schlechte Adhärenz
  • mangelhafte Inhalationstechnik
  • frühere Exazerbationen
  • anhaltende Exposition gegenüber Auslösern
  • Adipositas
  • weibliches Geschlecht
  • niedriger Bildungsstand
  • niedriges Einkommen
  • Eosinophilie
  • Komorbiditäten
  • Rauchen

Betroffene Patienten sollten besonders engmaschig kontrolliert werden.

Aufklären, schulen, die Therapie vereinfachen

Etwa ein Drittel der Patienten, bei denen ein Asthma diagnostiziert worden ist, haben gar keines. Deshalb ist es sinnvoll, bei mutmaßlich schlecht eingestellter Krankheit zunächst die Diagnose zu überprüfen. Bestätigt sie sich, kann man Maßnahmen ergreifen, um die Adhärenz zu fördern: umfassend über die Erkrankung aufklären, Behandlungsentscheidungen transparent machen, den Patienten in der Inhalationstechnik schulen sowie im Selbstmanagement unterstützen. Auch das Therapieregime zu vereinfachen, indem man z.B. eine einzige, einmal täglich zu verabreichende Medikamentenkombination verordnet, kann die Adhärenz verbessern. Darüber hinaus empfehlen die Autoren, digitale Möglichkeiten, z.B. Apps, zu nutzen.  

Quelle: Busse WW, Kraft M. Eur Respir Rev 2022; 31: 210176;  DOI: 10.1183/16000617.0176-2021