Ursachenforschung unter Hochdruck Sekundäre Hypertonie bei jungen Erwachsenen erkennen

DGIM 2025 Autor: Friederike Klein

Sekundäre Formen der Hypertonie fallen etwa durch einen heftigen, anhaltenden und schwer behandelbaren Bluthochdruck auf. Sekundäre Formen der Hypertonie fallen etwa durch einen heftigen, anhaltenden und schwer behandelbaren Bluthochdruck auf. © Cozine - stock.adobe.com

Wie zeigt sich ein sekundärer Hypertonus beim jungen Erwachsenen? Neue Daten zeigen, wie sich mit frühzeitiger Diagnostik Ursachen aufdecken und Folgeerkrankungen verhindern lassen.

Sekundäre Formen der Hypertonie fallen etwa durch einen heftigen, anhaltenden und schwer behandelbaren Bluthochdruck auf. Weitere Hinweise sind plötzliche Druckanstiege oder ein Alter unter 40 Jahren. Für die Diagnostik sind Spürsinn und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt.

Bei 5–10 % aller Menschen mit Bluthochdruck lassen sich als Ursache weder eine kausal therapierbare Grunderkrankung noch bestimmte, auslösende Substanzen finden. Insbesondere bei jüngeren Patientinnen und Patienten ist es wichtig, überhaupt an die Möglichkeit einer solchen sekundären Hypertonie zu denken, machte Prof. Dr. Manuel Wallbach von der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen deutlich. Denn die adäquate Behandlung des Grundleidens oder die Beseitigung des Auslösers kann den Hochdruck effektiv lindern oder gar komplett verschwinden lassen.

Bei dem 38-jährigen Patienten, über den Prof. Wallbach berichtete, wurde lange nicht an einen sekundären Bluthochdruck gedacht. Der Mann wies eine therapieresistente arterielle Hypertonie auf, mit mehrfachen hypertensiven Krisen trotz achtfacher Medikation. Zudem litt er an chronischer Niereninsuffizienz im Stadium G3aA1.

Die Familienanamnese kann wichtige Hinweise liefern

In der Anamnese gab der Mann an, sein Vater habe an „schwerer Hypertonie“ gelitten und ein Nierenzellkarzinom gehabt – ein Hinweis auf die sekundäre Form samt möglichem Auslöser. Bis zur Vorstellung bei Prof. Wallbach war allerdings nie eine sekundäre Hypertonie in Erwägung gezogen worden.

Bei dem Mann fiel ein deutlich erhöhter Aldosteron-Renin-Quotient auf. Mittels Kochsalzbelastungstest ließ sich die Diagnose eines primären Hyperaldosteronismus stellen. In der CT des Abdomens zeigte sich links ein Nierenzellkarzinom, das mit der ipsilateralen Nebenniere entfernt wurde. Einen Monat nach der Operation war der Praxisblutdruck normalisiert (127/75 mmHg) und der Patient nahm nur noch zwei Antihypertensiva ein.

Gerade bei jüngeren Erwachsenen mit Hypertonus ist die Diagnose einer sekundären Hypertonie bedeutsam, betonte der Referent. Geschieht dies frühzeitig, besteht die Chance, dass mit Beseitigung der Ursache auch der sekundäre Bluthochdruck verschwindet und Organschäden ausbleiben. Bei älteren Betroffenen liegt oft neben dem sekundären zusätzlich ein primärer Hypertonus vor, was den Behandlungserfolg schmälert.

Bluthochdruck vor dem 40. Lebensjahr kann eine ganze Reihe von Ursachen haben, erläuterte Prof. Wallbach. Um einer sekundären Hypertonie und dem Auslöser auf die Spur zu kommen, rät er zu folgenden Untersuchungen: 

  • Screening auf das obstruktive Schlafapnoesyndrom mittels Fragebogen
  • Duplexsonografie zur Abklärung einer Nierenarterienstenose
  • Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten mit Blick auf einen Hyperaldosteronismus
  • Messen des Thyrotropinspiegels gibt Hinweis auf Hyperthyreose
  • Messen der Metanephrin-Plasmaspiegel, um ein Phäochromozytom zu erkennen
  • Herzultraschall zum Ausschluss einer Aortenisthmusstenose

Auch Medikamente können unerkannt den Blutdruck erhöhen. In Prof. Wallbachs Spezialambulanz zeigte sich beispielsweise in Urinanalysen, dass bei einer hypertensiven Krise in jedem dritten Fall frei verkäufliche NSAR ursächlich waren. Einen Blutdruckanstieg können auch Amphetamine, orale Kontrazeptiva, Alkohol oder Lakritze hervorrufen. Auch Kortikosteroide, Sympathomimetika, Calcineurininhibitoren, Erythropoetin, trizyklische Antidepressiva und Tyrosinkinaseinhibitoren können hypertensiv wirken.

Generell wird für alle Erwachsenen ein opportunistisches Hypertoniescreening empfohlen. Die regelmäßige Messung ist zwar erst ab dem 40. Lebensjahr angezeigt, aber man sollte bei jedem Arztkontakt von unter 40-Jährigen auch den Blutdruck ermitteln, so Prof. Wallbachs Rat.

Bei einer Hypertonie im Alter unter 40 ist die 24-Stunden-Blutdruckmessung sinnvoll, um eine Weißkittelhypertonie ausschließen und sekundäre Ursachen wie ein obstruktives Schlafapnoesyndrom aufdecken zu können. Der Albumin-Kreatinin-Quotient kann Hinweise auf bereits bestehende Nierenschäden geben, der Aldosteron-Renin-Quotient hilft, einen Hyperaldosteronismus aufzudecken.

Besonderheiten bei sportlich sehr aktiven Menschen

Prof. Wallbach empfahl zudem bei jüngeren Menschen immer die oszillometrische Messung des zentralen Blutdrucks und der Pulswellengeschwindigkeit am Oberarm, insbesondere bei isolierter systolischer Hypertonie. Diese ist eher als benigne einzustufen, wenn es sich um nichtrauchende und sehr aktive Personen mit einem erhöhten kardialen Auswurf handelt. Sportliche Menschen haben sehr elastische Gefäße, sodass zentrale Gefäße meist geschützt sind und der zentrale Blutdruck trotz allem normal ist. Prognostisch ungünstig sind kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Übergewicht, hoher Salzkonsum und Rauchen. Dann liegt die Ursache für die isolierte systolische Hypertonie eher in einer sich früh entwickelnden Gefäßsteifigkeit.

Quelle: Kongressbericht 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin