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Senioren exazerbieren oft, weil sie den Inhalator nicht richtig bedienen

Autor: Manuela Arand

Senioren machen durch bessere Compliance wett, was ihnen an Geschick und Technik fehlt. Senioren machen durch bessere Compliance wett, was ihnen an Geschick und Technik fehlt. © Africa Studio – stock.adobe.com
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Für ältere Patienten einen geeigneten Inhalator zu finden, ist oft schwieriger, als die richtigen Wirkstoffe zu verordnen.

Das Hauptproblem bei der inhalativen Therapie im höheren Lebensalter ist die Technik – und das im doppelten Sinn: Technik der Devices aber auch Handhabung der Inhalatoren durch die Patienten, erklärte Dr. Andreas Schlesinger von derLungenklinik Köln-Nord. Naturgemäß haben Arzt und Patient ganz unterschiedliche Vorstellungen vom idealen Inhalationssystem. Der Arzt möchte, dass das Device möglichst viel Wirkstoff an den Wirkort bringt. Und das bitte unabhängig von Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Atemfluss und Geschicklichkeit des Kranken.

Blister öffnen kann zum Problem werden

Die vielfach abgefragten Patientenwünsche ans Device lauten: Das Gerät soll einfach zu bedienen sein, den Erfolg der Inhalation rückmelden, den Restinhalt anzeigen, robust und transportabel sein. Und ganz wichtig: Es sollte alle Wirkstoffe im gleichen Device geben.

Den perfekten Inhalator, mit dem alle zurechtkommen, gibt’s (noch) nicht. Bei jedem System sind gravierende Bedienfehler möglich. Dazu zählt nicht nur die mangelnde Hand-Atmungs-Koordination. Je nach Device muss der Patient pro Anwendung drei bis acht Schritte bewältigen, bis er inhalieren kann. Enorme Probleme hinsichtlich Seh- und taktiler Fähigkeiten bergen gerade für ältere Menschen auch Systeme, bei denen erst ein Blister geöffnet und die Kapsel dann ins Gerät praktiziert und scharf geschaltet werden muss.

Immerhin machen Senioren durch bessere Compliance wett, was ihnen an Geschick und Technik fehlt. Bei der Auswahl sollte man neben der Koordinationsfähigkeit den inspiratorischen Fluss berücksichtigen. Gängige Spirometer können diesen Messwert automatisch mitliefern. Die kritische Grenze liegt bei 30 l/min.

Wer darunter liegt, wird weder mit einem Trockenpulverinhalator noch mit einem atemzuggesteuerten Dosieraerosol zurechtkommen, sondern braucht wahrscheinlich einen Vernebler oder einen Spacer.

„Viele exazerbieren nicht so sehr aufgrund exogener Einflüsse oder Infekte, sondern weil sie ihre Medikamente nicht korrekt anwenden können – das wird oft unterschätzt“, mahnte Dr. Schlesinger. Sein Rezept dagegen: üben, üben, üben. Die Fehlerquote sinkt mit jeder Schulung, steigt aber zwischendurch immer wieder an. Auch deshalb lohnt es sich, Apotheker mit ins Boot zu holen. Das steht auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma: Apotheker sollen die Inhalationstechnik in der Beratung thematisieren, ihre Kenntnisse auffrischen und vertiefen. 

Quelle: 60. Kongress der DGP*

* Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin