
Palliativbedarf einschätzen So lässt sich eine terminale Herzinsuffizienz besser versorgen

Für Krebsleiden und chronische Niereninsuffizienz wurde die Frage bereits validiert. Japanische Forschende um Dr. Yasuhiro Hamatani vom Kyoto Medical Center überprüften nun im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie ihren Nutzen bei Herzinsuffizienz. Diese progrediente Erkrankung geht mit häufigen Klinikaufenthalten und einer schlechten Prognose einher und stellt Ärzteteams oft vor die schwierige Frage, wann der Zeitpunkt für Palliativversorgung gekommen ist.
Das Studienkollektiv bestand aus 601 Personen, die zwischen 2019 und 2022 aufgrund einer Herzinsuffizienz am National Hospital Organization Kyoto Medical Center stationär behandelt wurden. Bei ihrer Aufnahme stellten sich die Behandelnden die Wäre-ich-überrascht-Frage. In 181 Fällen (30 %) lautete die Antwort darauf „Nein“. Diese Patientinnen und Patienten waren im Vergleich zu jenen, bei denen die Frage mit „Ja“ beantwortet wurde, signifikant älter und eher weiblich. Zudem hatten sie eine niedrigere linksventrikuläre Ejektionsfraktion und einen höheren NT-proBNP-Spiegel.
Todesfälle korrelierten mit Einschätzung bei Aufnahme
Die Symptombelastung zeigte zwischen den beiden Gruppen kaum Unterschiede – weder bei Klinikaufnahme und -entlassung noch hinsichtlich der Veränderung während des Aufenthalts. 489 Herzinsuffizienzkranke wurden bis zu ein Jahr nachbeobachtet. 108 von ihnen (22 %) starben innerhalb dieses Zeitraums. Darunter waren signifikant mehr, die mit „Nein“ bewertet worden waren (49 % vs. 12 %).
Eine Rehospitalisierung wegen Herzinsuffizienz binnen eines Jahres beobachteten Dr. Hamatani und sein Team bei insgesamt 90 Personen. Erneut stammten davon signifikant mehr aus der „Nein“-Gruppe (26 % vs. 16 %). Die multivariate Analyse unter Berücksichtigung zahlreicher potenzieller Einflussvariablen ergab: Die Antwort „Nein“ stellt einen unabhängigen Prädiktor bezüglich des allgemeinen Sterberisikos innerhalb von zwölf Monaten dar (adjustierte Hazard Ratio, aHR, 3,34), nicht jedoch bezüglich des Risikos für eine erneute stationäre Aufnahme (aHR 1,36).
Die Wäre-ich-überrascht-Frage eignet sich auch für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz, so das Fazit der Forschenden. Lautet die Antwort „Nein“, sollte man Schritte für eine künftige palliative Versorgung in die Wege leiten.
Quelle: Hamatani Y et al. J Am Heart Assoc 2025; 14: e037769; doi: 10.1161/JAHA.124.037769