Kognition als Frühwarnsystem fürs Herz? Kognitive Defizite gehen mit erhöhtem Herzinsuffizienz-Risiko einher
Kognitive Einschränkungen sind bei Herzinsuffizienz keine Seltenheit
© MQ-Illustrations - stock.adobe.com
Kognitive Einschränkungen sind bei Herzinsuffizienz keine Seltenheit: Etwa jede zweite Person ist betroffen. Zudem gelten geistige Defizite – auch in leichter Form – als einer der stärksten Prädiktoren dafür, dass von Herzinsuffizienz Betroffene nach einer Entlassung wieder hospitalisiert werden oder aber versterben. Unklar ist jedoch, wie die kognitiven Funktionen mit Risikofaktoren für eine Herzinsuffizienz zusammenhängen, schreibt ein Team um Dr. Quan Huynh vom Baker Heart and Diabetes Research Institute in Melbourne. Ebenfalls ist nicht geklärt, ob kognitive Einschränkungen das Fortschreiten der Herzschwäche beeinflussen können.
Die Forscherinnen und Forscher werteten daher Daten aus einer großen prospektiven Kohorte von Personen aus, die entweder eine subklinische (Stadium A bzw. B; n = 814) oder klinische (Stadium C bzw. D; n = 1.152) Herzinsuffizienz aufwiesen. Als subklinisch galt die Erkrankung, wenn mindestens ein kardiovaskulärer Risikofaktor oder strukturelle Herzanomalien bzw. Remodeling vorlagen. Die Forschenden untersuchten, wie kognitive Funktionen und kardiovaskuläre Risikofaktoren zusammenhängen. Zudem warfen sie einen Blick darauf, wie sich kognitive Beeinträchtigungen (gemessen mit dem Montreal Cognitive Assessment, MOCA) bei asymptomatischen Personen auf die Entwicklung einer klinischen Herzschwäche auswirken können. Hierzu beobachteten sie die Teilnehmenden bis zu vier Jahre nach.
Die Risikofaktoren Alter, Stadium der Herzinsuffizienz, Diabetes, Vorhofflimmern oder Vorhofflattern, chronische Lungenerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen hingen signifikant mit dem MOCA-Score und damit mit einer kognitiven Einschränkung zusammen. Personen mit präklinischer Insuffizienz bei Studienbeginn entwickelten in 9 % der Fälle (n = 71) eine klinische Herzschwäche, 11 % (n = 87) verstarben während des vierjährigen Follow-ups.
Symptomatische Insuffizienz bis zu viermal wahrscheinlicher
Das Risiko, eine klinische Herzinsuffizienz zu entwickeln, war bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung oder linksventrikulärer (LV) Dysfunktion im Vergleich zu denjenigen mit Normalbefunden bei Kognition und LV-Funktion etwa verdoppelt (Subdistribution Hazard Ratio, SHR, 1,80 bzw. 2,66). Personen mit präklinischer Erkrankung, die sowohl eine kognitive Beeinträchtigung als auch eine LV-Dysfunktion aufwiesen, hatten sogar ein viermal höheres Risiko, eine symptomatische Herzinsuffizienz zu entwickeln (SHR 4,01).
Der Einsatz kognitiver Tests als Vorscreening-Instrument vor der Echokardiografie könnte eine wirksame Strategie sein, um Personen mit einem hohen Herzinsuffizienz-Risiko zu erkennen, schreiben die Forschenden. Sie betonen, dass eine solche Screening-Strategie Gegenstand zukünftiger Studien sein sollte.
Quelle: Huynh Q et al. J Am Heart Assoc 2025; 14: e039697; doi: 10.1161/JAHA.124.039697