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Sport mit Krebs: Muckibude und Bewegung helfen!

Autor: Dr. Andrea Wülker

Das Ausdauertraining stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch die Psyche. Das Ausdauertraining stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch die Psyche. © fotolia/DragonImages
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Ruhe und Schonen bei Tumorerkrankungen war gestern. Heute ist klar, dass nahezu alle Krebspatienten vom Sport profitieren: Die Bewegung mindert die negativen Folgen der Therapie und ist gut für die Psyche.

Dass Krebspatienten bis Mitte der 1990er-Jahre zu Schonung und Passivität verdonnert wurden, lässt sich eigentlich nur durch Unkenntnis und Ängste der Behandler erklären. Inzwischen belegen zahlreiche Studien die positiven Effekte regelmäßiger, sportlicher Aktivität auf die Tumorpatienten.

Wenn Betroffene unsicher sind, ob sie sich körperlich belasten dürfen, sollten sie durchaus zu einem aktiven Lebensstil motiviert werden, schreibt Privatdozent Dr. Fernando C. Dimeo vom Zentrum für Sportmedizin im Sport-Gesundheitspark Berlin. Denn sowohl die Krebserkrankung als auch ihre Therapie können die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich einschränken:

  • Oft liegt eine Anämie als Folge einer Eisenstoffwechselstörung oder als Nebenwirkung der Chemo- oder Strahlentherapie vor.
  • Krebsmedikamente wie Anthrazykline und Cyclophosphamid in hohen Dosierungen, Trastuzumab oder eine mediastinale Bestrahlung können die kardiale Pumpleistung verringern, Lungenresektionen die Vitalkapazität einschränken.
  • Neuropathien als Folge neurotoxischer Substanzen beeinträchtigen Motorik und Koordination.

Diese und weitere Faktoren reduzieren die Belastbarkeit und tragen zum Fatigue-Syndrom bei. In der Folge klagen die Patienten während und nach der Therapie schon bei geringer Anstrengung über Tachykardie, Kurzatmigkeit und Ermüdung.

Steigen Kraft und Ausdauer, schwindet die Unsicherheit

Ein gezieltes Aufbautraining wirkt den Beschwerden entgegen, indem es Muskelmasse und -kraft steigert sowie das Plasmavolumen und die kardiale Pumpreserve erhöht. Gleichzeitig wirkt Sport positiv auf die Psyche. Denn mit einer Zunahme der Leistungsfähigkeit schwinden Angst und Unsicherheit, Selbstvertrauen und Lebensqualität bessern sich.

Körperliche Aktivität kann laut Dr. Dimeo in allen Phasen der Erkrankung zum Einsatz kommen; während der Akuttherapie, in der Rehaklinik, in der wohnortnahen Nachsorge und selbst in der Palliativsituation. Solange keine Kontraindikationen (s. Kasten) vorliegen, sollte sich daher jeder Patient, der klinisch stabil ist, bewegen.

Fünf Ausnahmesituationen

In bestimmten Situationen sollen Krebspatienten auf körperliche Aktivität verzichten. Dazu zählen z.B.:
  • fieberhafte Infekte
  • neu aufgetretene Schmerzen
  • akute Erkrankungen
  • Schübe chronischer Erkrankungen
  • Thrombopenie unter 20/µl

Ideal ist ein Puls von 70–80 % der maximalen Herzfrequenz

Übungspläne für onkologische Patienten müssen natürlich die individuellen Einschränkungen berücksichtigen. Am besten untersucht sind Programme zum Ausdauertraining. Für ein effektives Sportprogramm soll die Intensität bei einem Puls von 70 bis 80 % der maximalen Herzfrequenz liegen, die gesamte Belastungszeit kann 30 bis 40 Minuten pro Übungseinheit betragen.

Quelle: Dimeo FC. internistische praxis 2018; 59: 447-453